Zuzahlung bei Medikamenten:Der Gang zur Apotheke wird teurer

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Patienten müssen in der Apotheker wieder bei mehr Medikamenten zuzahlen: Etwa 4400 Präparate, die zuletzt gänzlich von der Zuzahlung befreit waren, verlieren diese Begünstigung.

Nina von Hardenberg

Außerdem müssten Patienten für etwa 3100 Medikamente neben der Zuzahlung einen Aufpreis zahlen, wie der Apothekerverband ABDA am Mittwoch mitteilte. "Viele Patienten, die jetzt in die Apotheke kommen werden sich wundern", sagte der Verbands-Sprecher.

(Foto: Foto: dpa)

Grund für die höheren Zuzahlungen ist das System sogenannter Festbeträge. Das sind Obergrenzen, bis zu denen die Krankenkassen die Kosten eines Medikaments übernehmen. In der Regel bewirken sie, dass die Hersteller die Preise bis zu dieser Grenze senken, der Kunde muss dann nur die reguläre Zuzahlung von fünf bis zehn Euro zahlen. Im Juni wurden die Festbeträge aber gesenkt. Viele Hersteller sind dem nicht gefolgt. Für diese etwa 3100 Präparate müssen die Kunden derzeit die volle Differenz zwischen dem Festpreis und dem Apothekenpreis übernehmen. Einige Apotheken klagen bereits über wütende Kunden.

Die Senkung der Festpreise wirkt sich auch auf 4400 Medikamente aus, die bislang von der Zuzahlung gänzlich befreit waren. Es handelte sich dabei um Präparate, die von den Herstellern 30 Prozent unter dem Festpreis angeboten wurden. Die Krankenkassen können eine solche Tiefpreispolitik der Pharmaindustrie dadurch belohnen, dass sie für diese Präparate die Zuzahlung gänzlich erlassen. Durch die Neuregelung sind viele Präparate nun nicht mehr 30 Prozent billiger und damit wieder zuzahlungspflichtig.

Der Apothekerverband wies allerdings darauf hin, dass die Festbeträge sich für die Kunden in der Vergangenheit insgesamt positiv ausgewirkt hätten. "Das Festpreis-System hat funktioniert", sagte ein ABDA-Sprecher. Es habe viele Hersteller zu Preissenkungen veranlasst. Mussten die Bürger 2006 noch insgesamt zwei Milliarden Euro zuzahlen, so waren es 2007 nur noch 1,6 Milliarden. Der Apothekerverband hofft, dass die Pharmaindustrie auch diesmal den politischen Vorgaben nachgeben und die Preise demnächst erneut senken wird. Vertreter der Pharmaindustrie lehnen das ab: Die Zitrone Pharmamarkt sei nach dem heißen Wettbewerb ausgepresst, klagte Pro-Generika-Geschäftsführer Peter Schmidt.

Der Apothekerverband riet den Patienten derweil, bei hohen Zuzahlungen nachzufragen, ob das Medikament auch von einer anderen Firma günstiger angeboten werde. Auch lohne es, die Apothekenrechnungen aufzuheben. Denn gesetzlich ist festgelegt, dass niemand mehr als zwei Prozent seines jährlichen Einkommens für Medikamente ausgeben brauche. Menschen mit chronischen Erkrankungen sogar nur ein Prozent. Einige Kunden könnten also am Jahresende einen Teil ihrer Ausgaben von den Krankenkassen zurückfordern.

© SZ vom 12.06.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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