Zum Tod vom Eberhard Martini:Banker verunglückt

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Eberhard Martini, der frühere Chef der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank, ist bei einem Skiunfall in Österreich gestorben. Er wurde 73 Jahre alt.

Karl-Heinz Büschemann

Es war ruhig geworden um Eberhard Martini. Dabei wäre es in jüngerer Zeit interessant gewesen, mit ihm über die globale Immobilienkrise zu debattieren. Der Mann, der neun Jahre lang Vorstandssprecher der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank war und der 1997 seinen Posten als Bankchef verlor, weil sein Geldhaus auch wegen fauler Immobilienkredite mit dem lokalen Rivalen Bayerische Vereinsbank fusionierte, hätte sicher viel zu berichten gehabt.

Eberhard Martini war mit einer Fröhlichkeit ausstrahlenden Körperfülle gesegnet. Das Archivbild ist im Jahr 1997 entstanden. (Foto: Foto: AP)

Dabei waren seine Verfehlungen, gemessen an den Verlusten, die heutige Bankbilanzen ruinieren, klein. Am Donnerstag ist Eberhard Martini an den Folgen eines Unfalls gestorben, den er beim Skifahren im österreichischen Lech erlitten hatte. Er wurde 73 Jahre alt.

Der gebürtige Augsburger, der mit einer Fröhlichkeit ausstrahlenden Körperfülle gesegnet war, gehörte zu den auffallenden Persönlichkeiten unter den Münchner Konzernchefs. War sein Vorgänger von hagerer Gestalt und übten sich andere Unternehmenschefs der Landeshauptstadt in vornehmer Zurückhaltung, war Martini eher ein Vertreter von barocker Lebensart. Da passte es, dass die Hypo-Bank traditionell als der Kreditgeber von Brauereien und Landwirtschaft galt und, dass er selbst ein begeisterter Jäger und Fischer war.

Martini entstammt einer alten Augsburger Textil-Unternehmerfamilie. Der junge Eberhard machte nach dem Abitur in Augsburg eine Lehre bei der Filiale der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank, seinem späteren lebenslangen Arbeitgeber. Danach, es war 1957, begann Martini in Bonn sein Jurastudium, das er später in Innsbruck und München fortsetzte.

Als Rechtsreferendar ging er dann wieder zur Hypo-Bank und weil es ihm dort so gut gefiel, verzichtete er auch auf eine Karriere im Unternehmen der Familie. Er suchte seinen Weg in der Welt des Geldes. Mit 34 Jahren war er Mitleiter einer Niederlassung. Er stieg auf, am 1. Januar 1986 war er Vorstandsmitglied der Hypo-Bank und im Mai 1988 wurde er Chef.

Damit hatte der Mann in München eine Art Adelsstand erreicht, denn die beiden großen Banken der Landeshauptstadt waren angesehene Institute und ähnlich groß. Aber die Banken, deren Zentralen sich in der Münchner Innenstadt lange gegenüber lagen, waren auch Rivalen und Martini hatte nichts mehr im Sinn, als aus der vermeintlichen Bauernbank ein modernes Allfinanzinstitut zu machen.

Doch seine Methoden unterschieden sich von denen des lokalen Rivalen. Der investierte in Aktien und noch konservativere Anlagen, die Hypo-Bank verlegte sich auf die Immobilienfinanzierung. Die Hypo engagierte sich mit Beteiligungen in Spanien und England als andere Banken noch brav im eigenen Land blieben. Und immer wieder gab es Gerüchte über die angeblich bevorstehende Fusion der beiden Rivalen. Das funktionierte aber nie, weil sich beide Seiten weigerten, sich der anderen unterzuordnen.

Doch 1997 war es soweit. Der Zusammenschluss kam, der Name war gefunden. Es war klar, welcher Namensteil vorne stehen würde: Hypo-Vereinsbank war die Lösung. Dann aber ging der Krach los. Martini grollte, weil er sich mit dem Posten eines einfachen Aufsichtsratsmitgliedes zufriedengeben musste und Albrecht Schmidt, der Chef der Vereinsbank, zum alleinigen Vorstandschef wurde. Das tat weh. Der Rivale Schmidt sei "vom Ehrgeiz zerfressen", giftete Martini. Aber die Vereinsbank war beim Zusammenschluss halt stärker. Und bald kam es wirklich knüppeldick für Martini.

Schmidt fand in den Büchern der neuen Bank faule Immobilienfinanzierungen von 3,5 Milliarden DM. Martinis Hypo hätte sich schwere Bewertungs- und Managementfehler geleistet. Die Demontage Martinis war angelaufen. Sogar Staatsanwälte schauten sich die Bücher an und suchten nach Untreue und Bilanzfälschung. Die Ermittlungen gegen Martini wurden später nach der Zahlung von 700.000 DM eingestellt. Martini verlor auch noch seinen Aufsichtsratssitz. Seitdem war es still geworden um Martini. Aber Menschen, die ihn kannten, berichteten, er habe sich seine Lebensfreude nicht nehmen lassen.

Die Bank ist mittlerweise praktisch verschwunden. Sie wurde zum Teil der italienischen Unicredit und nichts erinnert mehr an die alten Kämpfe.

© SZ vom 31.01.2009/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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