Zinsen:Ein bisschen mehr

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Deutsche Banken bieten im Durchschnitt nur noch knapp 0,1 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld. Doch es gibt Ausnahmen. Was Kunden machen sollten.

Von Benedikt Müller, München

Allmählich macht es keinen Unterschied mehr, könnte man meinen: ob Sparer, die nicht ihr ganzes Geld an den Finanzmärkten anlegen wollen, den Rest nun zur Bank bringen - oder unter dem Kopfkissen aufbewahren. Im Januar haben die Banken in Deutschland im Schnitt nur noch 0,095 Prozent Zinsen pro Jahr für Tagesgeldkonten angeboten. Zu diesem Ergebnis kommt das Portal Verivox in einem Vergleich von 850 Banken, ausgehend von einem Anlagebetrag von 10 000 Euro. Damit setzt sich der Zinsabfall der vergangenen Jahre fort. "Wir sehen auf absehbare Zeit keine Signale für Zinserhöhungen", sagt Verivox-Chef Ingo Weber, "eher scheint noch Raum für Senkungen."

Die Untersuchung zeigt aber auch: Die Unterschiede zwischen den Anbietern sind groß. Regionale Filialbanken bieten im Schnitt nur noch 0,06 Prozent jährliche Rendite - viele Institute haben Zinsen auf Tagesgeld bereits komplett abgeschafft. Denn die Banken und Sparkassen können die Einlagen ihrer Kunden kaum noch gewinnbringend anlegen, trotzdem müssen sie ihr teures Filialnetz unterhalten. Das ist bei Direktbanken anders; deshalb zahlen diese oft höhere Zinsen. Zum Beispiel bietet Pbb Direkt, eine Tochter der Deutschen Pfandbriefbank, zurzeit 0,8 Prozent jährliche Rendite.

Tagesgeldkonten sind ein wichtiger Sicherheitspuffer bei der Geldanlage, weil das Ersparte jederzeit verfügbar ist, aber der Sparer trotzdem real Gewinn machen kann. Schließlich sind die Verbraucherpreise zuletzt nur um 0,3 Prozent gestiegen. Experten raten, mindestens drei Monatsgehälter täglich verfügbar anzulegen, um für überraschende Ausgaben gerüstet zu sein.

Den Wettbewerb der Banken sollten Sparer nutzen, rät Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern. "Ein Wechsel lohnt sich fast immer - alleine schon um den Banken zu zeigen, dass sie Kunden verlieren, wenn sie die Zinsen weiter senken." Wer Tagesgeld-Angebote vergleicht, sollte allerdings aufpassen, wie lange die Zinsen festgeschrieben sind. "Viele Banken machen regelrechte Lockangebote mit Zinsbindungen zwischen drei Monaten und einem Jahr", sagt Anke Puzicha von der Verbraucherzentrale Hamburg. Etwa bietet die Audi Bank zurzeit für die ersten vier Monate 1,25 Prozent Zinsen, danach sinkt die Rendite aber auf 0,3 Prozent. "Man sollte eher darauf achten, welche regulären Konditionen die Bank über einen längeren Zeitraum bietet", sagt Puzicha.

Auf der Suche nach höheren Zinsen werden viele Sparer bei Banken aus dem europäischen Ausland fündig. Beispielsweise bietet Moneyou, eine Tochter der niederländischen ABN Amro, zurzeit 0,95 Prozent aufs Tagesgeld. Es ist aber umstritten, wie sicher Einlagen deutscher Sparer wären, wenn eine ausländische Bank pleite ginge. "Letztlich stehen die nationalen Einlagensicherungen hierfür ein", sagt Verbraucherschützer Straub. Anleger müssten ihre Ansprüche womöglich in einer Fremdsprache geltend machen. "Im Zweifelsfall sollten Sparer Banken mit der gesetzlichen deutschen Einlagensicherung wählen", rät Straub.

© SZ vom 12.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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