Wirtschaftskriminalität:Wenige Täter, riesiger Schaden

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Wie können sich Mittelständler vor Wirtschaftsspionage schützen? Ihr Bundesverband wünscht sich Hilfe von der Politik.

Von Katharina Kutsche

Unachtsamkeit, mangelndes Unrechtsbewusstsein und fehlende Kontrollen: Der Faktor Mensch ist das größte Risiko für Unternehmen, um Wirtschaftskriminalität im eigenen Haus zu erleben. Und zu dieser selbstkritischen Einschätzung kommen die Betriebe selbst. In einer Studie der Wirtschaftsprüfung KPMG nennen die 500 befragten Unternehmen diese drei Risikofaktoren zuerst. Auch Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbands mittelständischer Wirtschaft, sieht bei den Mitarbeitern das größte Einfallstor. Doch gelte: "Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz. Es geht vor allem darum, seine Angriffsfläche so klein wie möglich zu halten."

Unternehmen können selbst einiges dafür tun, Fälle von Korruption, Diebstahl oder Datenmissbrauch zu vermeiden. Sie können etwa Prüfungen im Sechsaugenprinzip einführen. "Zudem ist es unerlässlich, das Thema Wirtschaftsschutz im gesamten Unternehmen offen zu kommunizieren, zu schulen und ernst zu nehmen", sagt Ohoven. Wegen ihrer Innovationskraft und als Zulieferer für Großkonzerne seien Mittelständler ein besonders lukratives Angriffsziel. "Sie verfügen aber nicht über die gleichen Mittel zur Abwehr entsprechender Angriffe", so der Verbandspräsident. Größere Firmen sind zwar gern bereit, sich Hilfe von Außen ins Haus zu holen. Doch mehr als 10 000 Euro will die Mehrheit der befragten Unternehmen nicht ausgeben, zeigt die KPMG-Studie.

Ohoven wünscht sich eine enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Politik. "Das Thema Wirtschaftsschutz war lange Zeit ein Randthema, was auch von der Politik nicht mit dem nötigen Nachdruck verfolgt wurde. Dann kochte das Thema rund um NSA und Snowden hoch, und das Einzige, was bei den Unternehmen geblieben ist, ist Misstrauen", sagt der Verbandspräsident. Wie groß das Problem für Unternehmen und die Volkswirtschaft ingesamt ist, zeigt das Lagebild des Bundeskriminalamts. Wirtschaftskriminelle Taten machen im Jahr 2015 nur ein Prozent aller ermittelten Delikte aus. Sie verursachen mit jedoch rund 40 Prozent des Gesamtschadens, der jährlich durch Straftaten entsteht, knapp drei Milliarden Euro. Ermittler gehen zudem von einem großen Dunkelfeld aus. Unternehmen scheuen eine Anzeige bei den Verfolgungsbehörden, aus Angst, die Ermittlungen könnten öffentlich bekannt werden und den Ruf der Firma beschädigen.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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