Werbung auf dem Index:Strip-Show für Fleisch

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Nackte Tatsachen: 30 Werbungen hat der Deutsche Werberat im ersten Halbjahr beanstandet - meistens ging es um Diskriminierung von Frauen.

Der Deutsche Werberat hat das Fuhrpark-Unternehmen G&M wegen frauenfeindlicher Werbung gerügt. Das in Süddeutschland ansässige Unternehmen wirbt auf seinem Lieferwagen mit einem nackten Frauenkörper neben dem Firmennamen "G&M Fleischwaren Frischdienst" und dem Text "Schönheit kommt von innen".

"Unser Fuhrpark bringt die Ware immer frisch und gekühlt zum Ziel" - Diese Werbung kritisierte der Werberat wegen Diskriminierung von Frauen. (Foto: Screenshot: sueddeutsche.de)

"Die für den Betrachter nahegelegte Gleichstellung einer Frau mit Frischfleisch ist menschenunwürdig und in hohem Maße frauenfeindlich. Solche Firmenpropaganda verstößt gegen die Grundsätze des Werberats über Herabwürdigung und Diskriminierung von Personen in der kommerziellen Werbung", erklärte ein Sprecher des Gremiums, das als Beschwerdeinstanz für Bürger gegen unerwünschte Werbung vorgeht.

Zwar habe das Unternehmen inzwischen den Stempelaufdruck auf dem Frauenkörper "Kontrollierte Qualität G&M" entfernt, sei aber bisher nicht bereit, auch das Nacktfoto aus seiner Lkw-Werbung zu tilgen.

Insgesamt hatte der Werberat eigenen Angaben zufolge im ersten Halbjahr 2008 über Proteste gegen 118 Werbekampagnen zu entscheiden. Davon beanstandete das Gremium 30, von denen 26 von ihren Firmen zurückgezogen und eine entsprechend geändert wurden. Lediglich in drei Fällen hielten Unternehmen an ihren beanstandeten Werbemotiven fest, was der Werberat mit öffentlichen Rügen in den Medien brandmarkte.

"Spiel. Satz. Sieg"

So tadelte das Gremium die Firma Ahnenforschung Ltd. aus Griesheim, weil die Website des Unternehmens Adolf Hitler als Blickfang benutzte. "Vor dem Hintergrund seiner Verbrechen wirkt der Zusammenhang mit Ahnenforschung besonders zynisch und trifft insbesondere Menschen, die unter dem Rassenwahn des Nazi-Regimes zu leiden hatten", schrieb das Gremium in seiner Halbzeitbilanz.

Gerügt hat der Werberat außerdem das Unternehmen Grey Computer Cologne aus Wesseling bei Köln. In den doppelseitigen Anzeigen des Anbieters von PC-Gehäusen reckte eine im Profil fotografierte nackte Frau ihre Arme in die Höhe unter der Überschrift "Spiel. Satz. Sieg". Auch diese Werbung bewertete der Rat als frauenfeindlich: Die Anzeige missbrauche weibliche Nacktheit als Blickfang ohne irgendeinen Bezug zum beworbenen Produkt.

Diskriminierte Frauen

Die dritte Rüge sprach der Werberat gegen die Möbelfirma Heuberg-Wagner aus Bremen-Neustadt aus. Er bewertete die Anzeige als einen "besonders krassen Verstoß gegen menschenwürdige Werbung". Die Abbildung zeigt eine Frau mit einem im Genitalbereich ausgeschnittenen Rock. Darüber steht geschrieben: "Wenn etwas fehlt".

Der häufigste Vorwurf der Bevölkerung bleibt, die kritisierte Werbung beleidige und diskriminieren Frauen. 41 Prozent der Beschwerden bezogen sich im ersten Halbjahr 2008 auf dieses Motiv. Weit weniger häufig wurde mit jeweils acht Prozent Gewaltverherrlichung und Verstoß gegen moralische Mindestanforderungen kritisiert.

Die besonders von der Politik kritisch beäugte Alkoholwerbung bietet der Bevölkerung nur selten Anlass zur Beschwerde. Lediglich sechs Fälle lösten Proteste aus.

© sueddeutsche.de/AP/kim/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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