Wells Fargo:Skandal-Bank darf nicht wachsen

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Scheinkonten, dubiose Deals bei Autoversicherungen: Die Großbank Wells Fargo hat in den USA eine schlechte Nachricht nach der anderen geliefert. (Foto: Rick Wilking/Reuters)

Ex-Notenbankchefin Janet Yellen griff kurz vor dem Ende ihrer sehr erfolgreichen Amtszeit hart in die Geschäfte der Großbank ein. Viele ihrer ehemaligen Kollegen werden sie darum nicht in guter Erinnerung behalten.

Von Claus Hulverscheidt

Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, dass Historiker einmal überaus freundlich über die wirtschaftspolitisch so erfolgreiche Amtszeit Janet Yellens urteilen werden. Einige wenige Menschen jedoch werden die jetzt ausgeschiedene Chefin der US-Notenbank Fed in schlechter Erinnerung behalten - etwa jene vier Verwaltungsratsmitglieder der Großbank Wells Fargo, deren Entlassung Yellen in einer ihrer letzten Amtshandlungen anordnete. Das Institut darf zudem die Bilanzsumme von zuletzt 1,95 Billionen Dollar vorerst nicht weiter steigern, was nichts anderes bedeutet als ein Wachstumsverbot.

Die Fed zieht damit die Konsequenzen aus jener Kette an Skandalen, mit denen Wells Fargo seit Mitte 2016 Schlagzeilen macht. So hatten Mitarbeiter 3,5 Millionen Scheinkonten auf die Namen ahnungsloser Kunden eröffnet, weil sie sich anders nicht im Stande sahen, die unrealistischen Zielvorgaben der früheren Geschäftsleitung zu erfüllen. Hinzu kamen weitere Affären wie jene um dubiose Versicherungsaufschläge bei Autofinanzierungen. Viele führende Mitarbeiter bis hinauf zum langjährigen Vorstandschef John Stumpf mussten gehen, hinzu kamen Millionenstrafen sowie Vergleiche mit Sammelklägern.

Die Fed begründete ihr hartes Vorgehen damit, dass sie "tief greifendes und permanentes Fehlverhalten bei keiner Bank dulden" könne. Aus Behördenkreisen verlautete, die Zentralbank greife nur selten direkt in die Geschäfte eines Geldhauses ein. Ein Wachstumsverbot sei gar noch nie ausgesprochen worden. Das kalifornische Kreditinstitut muss nun binnen zwei Monaten einen Plan einreichen, wie die Probleme angegangen werden. Sollte die Fed ihn billigen, werden Experten von außen geholt, um die Umsetzung der Reformen zu überwachen. Konzernchef Tim Sloan sagte, das Wachstumsverbot werde den Gewinn in diesem Jahr um 300 Millionen bis 400 Millionen Dollar schmälern. Ansonsten habe man die Losung an die Mitarbeiter ausgegeben: "Geht raus und bedient unsere Kunden, erfüllt unsere Vision, nehmt Einzahlungen entgegen und vergebt Kredite. Wir haben geöffnet!"

© SZ vom 06.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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