Weitere Ermittlungen:Vorstand im Visier

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Ausgestanden ist der Fall für den früheren VW-Vorstand noch nicht. Die Ermittlungen gehen weiter. Es geht um mögliche Ansprüche auf Schadenersatz.

Von Klaus Ott

In die Abgasbetrügereien in den USA ist der damalige VW-Vorstand um Konzernchef Martin Winterkorn nach bisherigen Untersuchungsergebnissen nicht verwickelt. Aber ausgestanden ist der Fall für Winterkorn & Co. noch lange nicht. Die US-Behörden ermitteln weiter, ebenso wie die Staatsanwaltschaft in Braunschweig.

Hinzu kommt: Selbst wenn es bei dieser Erkenntnis bleiben sollte, steht noch eine weitere Untersuchung bevor. Der Aufsichtsrat muss auf Basis der Ermittlungsergebnisse prüfen lassen, ob der Betrug mit besseren internen Kontrollen hätte verhindert werden können. Ob also Winterkorn und andere Vorstände ihre Aufsichtspflichten verletzt haben oder nicht. Davon wiederum hängt ab, ob VW von den damaligen Verantwortlichen Schadenersatz wegen "Organisationsversagens" fordern könnte. Bei anderen Affären in anderen Konzernen, etwa beim Korruptionsfall Siemens, mussten Vorstände zum Teil Millionenbeträge zahlen. Winterkorn hat bei seinem Rücktritt als Vorstandschef erklärt, ihn treffe keine Schuld. So sieht er das bis heute.

Von dem Betrug hatten Winterkorn und weitere Vorstände nach Darstellung von VW erst spät erfahren. Nämlich erst kurz vor dem 3. September 2015, an dem das Unternehmen ein Geständnis bei den US-Behörden ablegte. So steht es in einem Schriftsatz, den die Volkswagen AG beim Landgericht Braunschweig eingereicht hat. Dort klagen Aktionäre wegen Kursverlusten auf Schadenersatz. VW weist das zurück. Dem Schriftsatz zufolge entschied VW im September 2015, die Manipulationen vor den Aktionären und der Öffentlichkeit erst einmal geheim zu halten; in der Hoffnung auf einen günstigen Deal mit den US-Behörden. Die Geheimhaltung funktionierte aber nur bis zum 18. September. Dann gingen die US-Behörden an die Öffentlichkeit. Erst anschließend informierte der VW-Vorstand den Aufsichtsrat; erst dann erstattete das Unternehmen Strafanzeige; erst dann wurde intern konsequent ermittelt. Mit dem Ergebnis, dass VW weltweit elf Millionen Fahrzeuge manipuliert hatte, nicht nur eine halbe Million in den USA. All diese Schritte wären möglicherweise unterblieben, wenn die Geheimhaltung funktioniert hätte.

© SZ vom 26.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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