Was kommt:Zeit für Analyse

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Die Erkrankung ihrer Hühner an Vogelgrippe stellt amerikanische Bauern vor große Schwierigkeiten. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Im Montagsinterview spricht Osram-Chef Olaf Berlien über die Zwänge des Konzerns. Und in den USA werden die Eier knapp wegen der Vogelgrippe.

Von Marc Beise

Von Karl V. ist der Ausspruch überliefert: "Die Sonne geht in meinem Staat nicht unter." Man weiß nicht wirklich, ob der Habsburger-Kaiser das im 16. Jahrhundert wirklich gesagt hat, jedenfalls wird er bei Schiller (Don Carlos) so zitiert, und es passt, denn sein Herrschaftsbereich umfasste in Europa und Amerika mehrere Zeitzonen. Es ist nicht anzunehmen, dass Olaf Berlien dies mitbedacht hat, als er für das Montagsinterview formulierte: "In einigen unserer Geschäfte geht die Sonne unter." In seinem Fall ist es eine schöngeistige Formulierung für einen knallharten Geschäftsvorgang: die Umstrukturierungen der früheren Siemens-Tochter, die erleben muss, dass Glühbirnen kein Geschäft mehr sind, um einen Konzern mit mehr als 30 000 Beschäftigten zu ernähren.

Amerikanische Bauern erleben derzeit die bisher schlimmste Seuchenwelle ihrer Tiere: 33 Millionen Hühner und Truthähne leiden unter Vogelgrippe. Auch das ist ein Wirtschaftsthema, am Montag, nicht nur, weil Eier teurer werden, sondern auch als Schnittmenge von Ökonomie und Ökologie.

Apropos Amerika: Nach dem schweren Zugunglück in Philadelphia ist in den Vereinigten Staaten eine Debatte über die veraltete Sicherheitstechnik bei der Bahngesellschaft Amtrak entbrannt. Es sieht so aus, dass das Zugunglück mit einem System hätte verhindert werden können, das die Geschwindigkeit der Züge kontrolliert. Aber die Installation, die eigentlich schon längst hätte erfolgen sollen, scheiterte an Geldmangel und Bürokratie. Zeit für eine Analyse der Staatsbahn - am Mittwoch.

Und die Reise geht noch weiter, an die amerikanische Westküste. Dort gibt es eine Debatte, die ein bisschen wie die Aufgabe in einer Mathearbeit für Drittklässler klingt: Du willst mit deiner besten Freundin von Los Angeles nach San Francisco gelangen. Ein Flug dauert 65 Minuten, die Tickets kosten insgesamt 280 Dollar. Mit dem Auto der Eltern benötigt ihr sechs Stunden und Benzin für 65 Dollar. Bei der Fahrt mit dem Hochgeschwindigkeitszug seid ihr 160 Minuten unterwegs und müsst 86 Dollar pro Teilnehmer bezahlen. Welche Form der Fortbewegung würdet ihr wählen? Darüber diskutieren die Menschen in Kalifornien gerade, wo für 68 Milliarden Dollar bis 2028 ein Hochgeschwindigkeitszug gebaut werden soll.

Am Donnerstag ist nun endlich die Hauptversammlung der Deutschen Bank, des Traditionskonzerns, der im Feuer steht wie kaum ein anderes Unternehmen. Das Management muss sich Kritik und bohrenden Fragen stellen, die Antworten müssen nicht nur Mitarbeiter und Aktionäre interessieren, sondern angesichts der Bedeutung der Firma eigentlich jeden Bürger.

Ebenfalls am Donnerstag treffen sich in in Köln die Aktionäre der Deutschen Telekom, auch dieses Unternehmen ist immer für Schlagzeilen gut. Konzernchef Tim Höttges genießt es, zur Abwechslung mal gute Nachrichten verkünden zu können. Gewinn und Umsatz gehen nach oben, auch die stark gerupfte ehemalige Volks-Aktie ist im Aufwind.

Was noch? Dann ist schon wieder Pfingsten, tatsächlich.

© SZ vom 16.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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