Was kommt:Serienprojekt

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"Der Kapitalismus tötet", hat der Papst vor zwei Jahren gesagt. Das Thema bewegt nicht nur das Oberhaupt der katholischen Kirche, sondern auch die Leser der Süddeutschen Zeitung. Zeit, sich dem Für und Wider intensiv zu widmen.

Von Ulrich Schäfer

"Der Kapitalismus tötet", hat der Papst vor zwei Jahren gesagt. Kardinal Reinhard Marx formulierte es diese Woche weniger scharf, aber deutlich. Dass der Kapitalismus sich zunehmend durchsetze und die Armen auf der Strecke blieben, "das dürfen wir nicht akzeptieren". Auch in unserer Leserschaft wird diese Debatte geführt. Als Süddeutsche.de und Süddeutsche Zeitung jüngst fragten, was das nächste Thema des Serienprojekts "Die Recherche" sein soll, stimmten deshalb die meisten Leser für: Macht der Kapitalismus uns kaputt? Die Serie startet in dieser Ausgabe: Steffen Uhlmann und Stefan Radomsky beschreiben auf der ersten Seite des Wirtschaftsteils, wie der Kapitalismus den deutschen Osten verändert hat. Alexander Hagelüken erklärt im Essay, warum das Unbehagen über den Kapitalismus so groß ist. Und was daraus folgt.

Wirtschaft hat immer auch mit Zahlen zu tun, deshalb präsentieren wir am Montag den Kapitalismus in Zahlen. Es geht um Löhne, Wachstum, Exporte oder den Gini-Koeffizienten, das Maß für Ungleichheit, das auch Kardinal Marx meint, wenn er die wachsende Spaltung von Arm und Reich kritisiert.

Wie aber ist der Kapitalismus entstanden? Das erklärt am Dienstag Nikolaus Piper. Dazu gibt es, wie die ganze Woche, weitere Geschichten, die nur auf Süddeutsche.de zu lesen sind: etwa ein Beitrag von Pia Ratzesberger. Sie geht der Frage nach, ob sich die wirtschaftswissenschaftliche Lehre an den Unis verändert - hin zu mehr Pluralismus.

Am Mittwoch geht es um Köpfe. Hier die Kritiker des Kapitalismus, die ein besseres System schaffen wollen, etwa der Gemeinwohl-Ökonom Christian Felber. Und dort diejenigen, die die raueste Form des Kapitalismus verkörpern: Manager von "Heuschrecken"-Fonds.

Ein weiterer spannender Kopf folgt am Donnerstag: ein Unternehmer, der mit seinen Geschäften den Verlierern des Kapitalismus hilft. Am Freitag reden wir, auch jenseits dieser Serie, im Wirtschaftsteil immer über Geld. Diesmal in diesem Interview-Format: ein Soziologe zur Frage, ob der Kapitalismus nicht doch am ehesten der Natur des Menschen entspricht. Auch der Abschluss der Serie am Samstag beleuchtet beide Seiten des Kapitalismus, für und wider. Für: Nikolaus Piper schreibt in seinem Essay, der Kapitalismus sei trotz aller Kritik immer noch die beste Wirtschaftsordnung. Und wider: Im Report beschreiben die beiden Autoren das Problem der Ungleichheit entlang von drei Familien, die unweit voneinander in München wohnen.

Was noch? In dieser Woche wurde Kardinal Marx übrigens mit der Alexander-Rüstow-Plakette ausgezeichnet. Rüstow war einer der Vordenker der Sozialen Marktwirtschaft. Und was sagt Marx dazu? "Wir müssen über den Kapitalismus hinausdenken." Und: Soziale Marktwirtschaft sei nicht dasselbe wie Kapitalismus. Genau.

© SZ vom 27.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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