Was kommt:Die ganz andere Kanzlerin

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Tekin Nasikkol will Gesamtbetriebsratschef von Thyssenkrupp Steel werden. (Foto: Marcel Kusch/dpa)

Angela Merkel wird wieder zur Regierungschefin gewählt, der ADAC will sich auch um Radfahrer kümmern, Roberto Saviano erzählt, und die Tech-Industrie steht vor einem Rückschlag - was die nächste Woche alles bringt.

Von Ulrich Schäfer

Endlich: Deutschland bekommt eine neue Regierung. Am Mittwoch wird Angela Merkel wieder zur Kanzlerin gewählt. Viele im Land sind der Kanzlerin ja überdrüssig, mögen sie in ihrer ruhigen, manchmal einschläfernden Art nicht mehr hören und sehen. Eine Unternehmerin dagegen, die sich einmal im Jahr mit einem Kreis von Wirtschaftsfrauen mit Merkel trifft, hat einen viel besseren Eindruck von ihr - wie so viele, die Merkel im persönlichen Gespräch erlebt haben: Sie sei in solchen Runden unglaublich stark, glänze mit Wissen, könne gut erklären, aber auch ebenso gut zuhören, erzählte die Managerin diese Woche bei einem Abendempfang in Bonn. Kurzum: Sie erlebe da eine ganze andere Frau als im Fernsehen.

Auf dem Höhepunkt der Krise 2014 hatte August Markl die Führung des Autofahrervereins übernommen und ihn seither reformiert. Im Montagsinterview zieht er Bilanz. Er äußert sich angesichts der Abgasdebatte auch kritisch über die Autoindustrie, zu der er nicht mehr die Nähe sucht wie noch seine Vorgänger. Der auf 20 Millionen Mitglieder angewachsene ADAC will künftig nicht mehr nur Interessenvertreter der Autofahrer sein, sondern ein Mobilitätsdienstleister unabhängig vom Verkehrsmittel - und sich auch um die Interessen von Radfahrern kümmern.

Millionen Beschäftigte in Deutschland wählen in diesem Frühjahr ihre Betriebsräte. Diese Vertreter pochen bei den Managern auf die Rechte der Arbeitnehmer, gerade auch in schweren Zeiten. Insofern bewirbt sich Tekin Nasikkol auf einen kniffligen Posten. Der gelernte Schmelzschweißer will Gesamtbetriebsratschef von Thyssenkrupp Steel werden, jener Stahltochter also, die demnächst mit der britisch-indischen Tata Steel fusionieren soll. Das Mittwochsporträt erzählt, warum sich Nasikkol nach seinem Studium gegen eine Manager-Karriere entschieden hat. Und wofür er sich einsetzen will, wenn er bald zum mächtigsten Arbeitnehmer-Vertreter von Europas größtem Stahl-Standort Duisburg aufsteigen sollte.

In der kommenden Woche berichten wir von der South by Southwest (SXSW) in Austin/Texas. Das Musik-, Film- und Internet-Festival war Geburtsort von Twitter und etlicher weiterer Trends, die kreativen Köpfe der Digitalwirtschaft trafen und feierten sich dort einst selbst. Heute dagegen geht es um den so genannten Techlash: eine wachsende Ablehnung von Macht und Wachstum der IT-Industrie, wachsende Sorge um Cybersecurity und künstliche Intelligenz.

Seit Roberto Saviano vor mehr als zehn Jahren den Weltbestseller "Gomorrha" über die Mafia veröffentlichte, muss er rund um die Uhr bewacht werden. Im Reden-wir-über-Geld erzählt er am Freitag von seinem abgeschotteten Leben, märchenhaften Gewinnen mit Kokain und den Kindergangs, die die Straßen von Neapel beherrschen.

Was noch? In einer Zeit, in der Arm und Reich immer mehr auseinander driften, wie die Forbes-Reichenliste zeigt, sei an einen Satz des Lyrikers Joseph Eichendorff erinnert, der an diesem Samstag vor 230 Jahren geboren wurde: "Auf der Gerechtigkeit beruht alle Ordnung. Es gibt aber nicht zweierlei Gerechtigkeit auf Erden, eine nach unten und eine andere nach oben."

© SZ vom 10.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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