Warenhäuser:Kaufhof auf holländisch

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Galeria Kaufhof in Berlin am Alexanderplatz steht oben auf der Liste der Filialen, die der neue kanadische Eigentümer HBC aufpolieren will. (Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg)

Die neuen Eigentümer haben große Pläne. Noch hat der Umbau nicht richtig begonnen, da plant Hudson's Bay die Expansion ins nahe Ausland.

Von Michael Kläsgen, München

Galeria Kaufhof soll in Europa expandieren. Das ist durchaus eine Überraschung: Noch haben die Umbauarbeiten in den eigenen 100 deutschen Warenhäusern gar nicht richtig begonnen, da denken die kanadischen Eigentümer von Kaufhof schon über den nächsten Schritt nach. "Wir suchen nach zusätzlichen Möglichkeiten, in ganz Europa zu wachsen", sagte Richard Baker, Chairman der Hudson's Bay Company (HBC) am Dienstag der Süddeutschen Zeitung. Eine Möglichkeit bietet sich derzeit in den Niederlanden. Dort steht die 129 Jahre alte Kaufhauskette Vroom & Dreesmann (V&D) zum Verkauf. Seit Ende Dezember 2015 ist sie zahlungsunfähig.

Die Hudson's Bay Company (HBC), die Kaufhof im vergangenen September für 2,8 Milliarden Euro von der Metro AG übernommen hat, war mit den Holländern in Verhandlungen. Nach Bakers Aussage sind die Verhandlungen ergebnislos beendet worden. Aber das heißt nicht, dass die Kanadier nicht mehr daran interessiert wären, in den Niederlanden Fuß zu fassen. Die Frage ist nur, wie? "Die Niederlande sind ein sehr attraktiver Ort", sagte Baker. Den Kanadiern geht es, wie bei vielen Deals zuvor, nur um die Immobilien, in diesem Fall nur um einzelne attraktive Häuser. "Wir können uns auch darauf beschränken, Objekte nur zu mieten und nicht zu kaufen."

Die niederländischen Häuser würden, wenn es zu einer Vereinbarung kommt, nicht von Kanada aus, sondern, wie bereits die 16 Galeria-Inno-Kaufhäuser in Belgien, von Köln, dem Sitz von Galeria Kaufhof, aus geführt und zu HBC Europe gehören. Wegen der Nähe der Niederlande zu Belgien würden die Kaufhäuser voraussichtlich unter dem belgischen Label Galeria Inno geführt werden.

Baker macht die Ambitionen von HBC unumwunden klar. HBC Europe soll nicht nur auf Deutschland und die belgischen Standorte beschränkt bleiben, HBC Europe hat, wie der Name sagt, ganz Europa im Blick. "Köln ist das Herz von HBC Europe", betont Baker. Derzeit wird die Einheit von Kaufhof-Chef Olivier Van den Bossche, einem Belgier, geführt. Langfristig soll der europäische Ableger genauso viel Umsatz erwirtschaften wie HBC in Kanada und den USA. "Die Märkte sind ja auch ungefähr gleich groß", sagt Baker.

Von sich aus wird das deutsche Geschäft nicht so schnell wachsen, wie der Weihnachtsumsatz zeigte

Das geht nur über Zukäufe. Von sich aus wird das Geschäft in Deutschland nicht so schnell wachsen, wie der Umsatz zu Weihnachten zeigte. Der fiel schlechter aus als erwartet. HBC-Vorstandsvorsitzender Jerry Storch schiebt das aufs Wetter. Gern zeigt er auf seinem Smartphone ein Foto, auf dem zu sehen ist, wie jemand im offenen Cabrio kurz vor Weihnachten durch New York fährt. In Deutschland herrschten ähnlich milde Temperaturen. Von Ende September 2015 bis Ende Januar 2016 sei der Umsatz von Galeria Kaufhof aber immerhin um 1,7 Prozent und damit überdurchschnittlich gewachsen. Für das gesamte Geschäftsjahr 2014/2015 gilt das allerdings nicht. Der Umsatz schrumpfte in dem Zeitraum um 2,5 Prozent, der Gewinn (Ebit) offenbar gar um 25 Prozent.

Die Kanadier lassen sich aber keineswegs entmutigen. "Wir lieben Europa", sagt Baker. Er verströmt konsequent Optimismus. Eine Milliarde Euro wolle HBC in den nächsten fünf bis sieben Jahren in Kaufhof investieren; 30 Millionen Euro fließen allein in den Umbau der Filiale in Düsseldorf an der Königsallee, wo die Arbeiten bereits begonnen haben. Das hört sich zunächst nach viel Geld an. Tatsächlich muss sich Kaufhof die geplanten Investitionen in Höhe von insgesamt etwa 280 Millionen Euro in diesem Jahr aber mit der nordamerikanischen Warenhaus-Kette Saks Fifth Avenue teilen. HBC will etwa das Vorzeige-Geschäft in New York modernisieren.

Gleichzeitig wollen die Kanadier das Outlet-Label Saks Off Fifth in Deutschland einführen, zunächst an fünf bis sieben Standorten, unter anderem in Düsseldorf, Frankfurt am Main und Berlin am Alexanderplatz. Für das Label sollen jeweils Flächen frei geräumt werden. Mit Saks Off Fifth folgt HBC dem Trend, Markenmode zu Discount-Preisen anzubieten. Aldi etwa verkauft Mode von Jette Joop oder H&M Sonderkollektionen von Karl Lagerfeld. Aber noch steht in den Sternen, ob all die Neuerungen den Deutschen gefallen werden.

Bisher hat sich die Kaufhof-Übernahme nur rein bilanztechnisch für HBC ausgezahlt. Der Umsatz des Konzerns stieg dadurch etwa um ein Drittel. 2016 soll er insgesamt bei bis zu 10,7 Milliarden Euro liegen. Man darf gespannt sein, wie viel Kaufhof oder vielleicht sogar die niederländischen Häuser dazu beitragen.

© SZ vom 06.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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