Wallraff bei Lidl-Bäckerei:So billig wie möglich

Der Journalist Günter Wallraff war wieder undercover unterwegs: Einen Monat lang hat er als Niedriglöhner in einer Fabrik für Lidl Brötchen gebacken - und schildert die Arbeitsbedingungen als unwürdig.

Jeder kennt ihn, weil er als "Hans Esser" bei der Bild-Zeitung einschlich - und hinterher ein Enthüllungsbuch über die Methoden des Blattes schrieb. Günter Wallraff berichtete später auch, als Gastarbeiter getarnt, von "Ganz unten" - über Arbeit unter harten Bedingungen.

Wallraff erhebt schwere Vorwürfe gegen die Lidl-Bäckerei. (Foto: Foto: AP)

Jetzt war er wieder undercover unterwegs: Einen Monat lang hat Wallraff als verdeckter Reporter in einer Fabrik gearbeitet, die Brötchen für Lidl backt, und dabei nach eigenen Angaben unwürdige Arbeitsbedingungen erlebt.

Für das rheinland-pfälzische Unternehmen sei der Lebensmitteldiscounter Lidl der einzige Auftraggeber, berichtete das Zeit-Magazin "Leben" am Dienstag in einer Vorabmeldung.

Erschöpfung und Brandwunden

Entsprechend hoch sei der Druck, so billig wie möglich zu produzieren. Dem Bericht zufolge arbeitete Wallraff als Niedriglöhner bis zur Erschöpfung und erlitt wie seine Kollegen mehrfach Brandverletzungen.

Die Arbeitsbedingungen der Niedriglöhner seien unwürdig, berichtete demnach der 65-Jährige, der mit den Papieren eines 51-Jährigen eingestellt wurde. Immer wieder sei ihnen ein Teil des zustehenden Lohnes vorenthalten worden.

Zudem lebten sie in ständiger Sorge, willkürlich abgemahnt zu werden, und in dauernder Gefahr, sich zu verletzen, weil Sicherheitsbestimmungen nicht eingehalten würden.

Nachdem sich im vorigen Jahr ein Betriebsrat gegründet habe, sei der gewählte Betriebsratsvorsitzende vom Firmenbesitzer aus dem Unternehmen gemobbt worden.

Wallraff gilt als einer der bekanntesten Undercover-Journalisten Deutschlands. Bekannt wurde er in den 60er Jahren mit seinen Industrie-Reportagen, im vergangenen Jahr arbeitete er verdeckt in Call-Centern. Seine Reportage führte damals zu einer Gesetzesinitiative, um Kunden besser vor unerwünschten Werbeanrufen zu schützten.

© sueddeutsche.de/AP/jkr/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: