Vorzeitiger Ruhestand für Postbank-Boss:Mehr Zeit für die Bahamas

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Wulf von Schimmelmann hat aus der Postbank ein erfolgreiches Finanzinstitut gemacht - jetzt will er abtreten.

Caspar Dohmen

Als der Orkan Kyrill über Deutschland hinwegfegt, wartet Wulf von Schimmelmann in Siegburg auf die Abfahrt des ICE-Sprinters. Dann trifft er eine der seiner Meinung nach wenigen spekulativen Entscheidungen seines Lebens, wechselt ins Auto und erreicht doch noch pünktlich die Gala im Frankfurter Schauspielhaus.

Zufall? Schon anlässlich des Börsengangs 2004 streckte der Postbank-Vorsitzende Wulf von Schimmelmann seinen Daumen vor einem Dreimaster optimistisch in die Höhe. (Foto: Foto: dpa)

Dort erhält der einst als "Herr der Sparbücher" bespöttelte Banker von der Zeitschrift für Werbewirtschaft Horizont eine Auszeichnung als "Mann des Jahres", vor allem weil er die Postbank von der Bankenkrise abgekoppelt und eine erfolgreiche Werbekampagne während der WM hatte. Gut 600 Gäste applaudieren.

Für Schimmelmann ist es eine von vielen Auszeichnungen. Der 58-jährige gebürtige Bayer und Vater dreier Kinder steht im Zenit seines Erfolges. "Was will er jetzt noch bei der Postbank schaffen", fragen Wegbegleiter. Ein Abgang klingt in ihren Ohren plausibel, zumal Schimmelmann nie einen Hehl daraus gemacht hat, dass er nach seinem Berufsleben noch gerne andere Dinge machen möchte.

Vorzeitiges Segeln auf den Bahamas

Bisher schafft er es nur selten in sein Haus auf den Bahamas, wo er auch ein Segelboot liegen hat. Dafür wird Schimmelmann, der aus einer holsteinisch-dänischen Adelsfamilie stammt und sich elegant kleidet, bald mehr Zeit haben. Der Aufsichtsrat der Postbank wird nach SZ-Informationen im kommenden März der Bitte Schimmelmanns nach einer vorzeitigen Vertragsauflösung nachkommen.

Bereits im Laufe des Jahres dürfte der Manager dann die Geschäfte an einen Nachfolger übergeben. Die besten Karten hat hier Wolfgang Klein, der das Privatkundengeschäft verantwortet. Er übernähme ein bestelltes Haus.

Als Schimmelmann im Jahr 1999 das Ruder übernimmt, steckt die Postbank in einer Krise und schreibt Millionenverluste. Der einst zur Deutschen Bundespost zählende Postscheckdienst agiert zwar schon seit vier Jahren als eigenständige Bank, verfügt aber kaum über Verkäufer, bietet wenig mehr als das Postsparbuch und sucht ein Profil.

Rasanter Aufholprozess

Heute fällt häufig der Name der Bank, wenn Manager über interessante Übernahmeobjekte reden. Dazwischen liegen acht Jahre, in denen Schimmelmann aus der ehemaligen Behörde eine Bank geformt hat. Dabei half ihm die Rückendeckung durch Post-Chef Klaus Zumwinkel.

Die beiden ehemaligen McKinsey-Berater schätzen sich. Zumwinkel bewies bei der Wahl Schimmelmanns für den Posten des Postbankchefs ein glückliches Händchen. Heute ist die Deutsche Postbank eine der wenigen privatisierten Postbanken, die eigenständig blieben. In den Niederlanden, Belgien oder Österreich gehören die ehemaligen Postbanken beispielsweise zu Bankkonzernen wie ING, Fortis oder Bawag.

Schimmelmann ging systematisch und ruhig vor. Zunächst baute er eine sehr kostengünstige Abwicklungsstruktur für das Bankgeschäft auf, weshalb mittlerweile auch Konkurrenten wie die HypoVereinsbank oder Commerzbank den Zahlungsverkehr bei der Postbank abwickeln.

Geschickte Produktpolitik

Außerdem schuf Schimmelmann über das Sparbuch hinaus eine ganze Produktfamilie. Zwar hat der typische Postbankkunde immer noch ein Sparbuch, insgesamt gibt mehr als 17 Millionen, längst hat er aber auch Girokonten, kauft Fonds, Versicherungen oder Kredite bei dem blaugelben Institut.

Danach löste Schimmelmann das größte Problem, er kaufte Vertriebe. Zuvor war die Postbank eine Bank ohne eigene Verkäufer gewesen. Dies änderte Schimmelmann durch die Übernahme von 850 Postfilialen mit 9500 Mitarbeitern und den Kauf der zweitgrößten Bausparkasse BHW mit ihren 4000 mobilen Verkäufern. Damit schnappte er sich einen der letzten freien Vertriebe in Deutschland.

Doch es gab auch Rückschläge. So tauchten bei dem Börsengang Gerüchte über eine Übernahme durch die Deutsche Bank auf, die pikanterweise Konsortialführerin war. Dann gab es Informationen, dass die Deutsche Bank den Wert der Postbank niedriger einstufte als öffentlich beschrieben. Nach dem Börsengang lief es dann aber rund, der Marktwert der Bank verdoppelte sich bis heute, was für die Post einen Buchgewinn von drei Milliarden Euro bedeutet.

Trotz aller Ehrungen blieb Schimmelmann bescheiden, ihm glauben Mitarbeiter sogar, wenn er die Erfolge vor den Gästen im Frankfurter Schauspielhaus nicht sich, sondern der gesamten Postbankmannschaft zuschreibt.

© SZ vom 25.01.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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