Vor Börsengang:Praktiker verspricht Dividende schon für 2005

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Nach einem im Ergebnis missglückten Börsengang vor zehn Jahren soll der zweite Versuch der Baumarktkette Praktiker diesmal ein Erfolg werden. Das Unternehmen aus dem Imperium des Handelsriesen Metro verspricht Anlegern daher jetzt schon eine "attraktive Dividende" für das Geschäftsjahr 2005.

Harald Schwarz

Privaten und institutionellen Anlegern werden Aktien der für ihre aggressive Preispolitik bekannten Praktiker-Gruppe voraussichtlich bis zum 17. November innerhalb einer Preisspanne von 16 bis 19 Euro je Anteil angeboten.

Erster Handelstag für die nach Obi zweitgrößte deutsche Baumarktkette soll der 18. November sein. "Wir wollen wachsen und eine attraktive Dividende zahlen", kündigt Finanzchef Thomas Ghabel an. Die zum Verkauf stehenden Aktien seien bereits für das laufende Geschäftsjahr 2005 "voll gewinnberechtigt".

In Vorgesprächen mit potenziellen Investoren im In- und Ausland seien das Management und die den Börsengang begleitenden Banken mit JP Morgan, ABN Amro und Deutscher Bank an der Spitze auf eine "sehr positive" Resonanz gestoßen, berichtet Wolfgang Werner, der Vorstandsvorsitzende des Baumarktkonzerns.

Expansion in Osteuropa

Praktiker besitzt 338 Märkte in acht Ländern mit knapp 15.700 Beschäftigten. Mit dem Erlös aus dem Börsengang will Praktiker vor allem die Expansion in Osteuropa forcieren. Als nächstes soll in der Ukraine gestartet werden.

Dem zu erwartenden Volumen nach wird der Börsengang von Praktiker der drittgrößte in diesem Jahr nach dem des Fernsehsenders Premiere und dem des Triebwerkherstellers MTU Aero Engines sein. Angeboten werden 34,5 Millionen nennwertlose Inhaberaktien, von denen acht Millionen aus einer Kapitalerhöhung bei Praktiker und 22 Millionen aus dem Besitz der Metro stammen.

Hinzu kommt eine so genannte Mehrzuteilungsoption von 4,5 Millionen Aktien. Mit einem Kapitalanteil von 40,5 Prozent wird die Metro allerdings größter Einzelaktionär bei dem Baumarktfilialisten bleiben. Auf der Basis eines Mittelwerts der Preisspanne ergibt sich somit ein Emissionsvolumen von 604 Millionen Euro. Davon würden fast 464 Millionen Euro in die Kasse der Metro fließen.

Mittelzufluss

Praktiker könnte aus der Kapitalaufstockung mit einem Mittelzufluss von etwa 140 Millionen Euro rechnen, die Werner zufolge für eine Beschleunigung des internationalen Wachstums genutzt werden sollen. Im Zusammenhang mit dem Börsengang hat sich die Metro im Übrigen verpflichtet, die bei ihr bleibenden Aktien innerhalb eines halben Jahres vom Tag der Börsennotierung an zu halten und nicht zu verkaufen.

Nach Werners Worten ist der Börsengang für Praktiker im Vergleich zu einem Verbleib im Metro-Verbund oder einem Verkauf an einen Finanzinvestor "die richtige Entscheidung". Es gebe jetzt in der Belegschaft eine "Riesenmotivation".

Sein Unternehmen strebe nach dem Börsengang die Aufnahme in den MDax an und habe dafür angesichts des geplanten Streubesitzes von 59,5 Prozent und der Größe des Unternehmens auch gute Chancen. Die nächsten Anpassungen dieses Indexes stünden im März und September nächsten Jahres an, sagt Klaus Hessberger von JP Morgan mit Blick auf den MDax-Zeitplan für Praktiker.

"Ordentliches Interesse"

Laut Georg Hansel von der Deutschen Bank existiert auch aus dem Kreis der Privatanleger ein "ordentliches Interesse" an der Praktiker-Aktie. Im Vergleich zu der ebenfalls in der Baumarktbranche aktiven und an der Börse notierten Hornbach Holding biete Praktiker einen Abschlag von 15 und 17 Prozent. Einen künftigen Anteil privater Anleger zwischen 20 und 25 Prozent hält Hansel für möglich.

Die Banken haben für den Praktiker-Börsengang samt Kapitalerhöhung keine Garantien abgegeben. Begründet wird dies mit dem sich aus ihrer Sicht abzeichnenden attraktiven Zeichnungspreis und dem Echo potenzieller Investoren. Hansel betont in diesem Kontext: "Die Frage nach einem Notfall-Szenario stellt sich daher nicht."

Preis und Kostenführerschaft

Neben der Expansion nach Osteuropa setzt Praktiker im Inland weiter auf die Strategie der Preis- und Kostenführerschaft unter den Baumärkten. Von 2006 an will das Unternehmen den "ersten echten Selbstbedienungsbaumarkt" starten, in dem es aber weiterhin auch Personal geben soll.

Vom Erfolg dieser Initiative ist die Kette überzeugt. In den kommenden Jahren sollen 150 SB-Märkte nach diesem Muster folgen. Allerdings werde, so Werner, Praktiker auch weiterhin Niederlassungen schließen, "weil es einfach notwendig ist".

Bereits zwischen 2002 und 2004 hat das Unternehmen 45 unrentable Filialen dicht gemacht, die Zahl der Verkaufsartikel radikal reduziert und 2400 Stellen abgebaut. Vorangegangen war 1995 der erste Börsengang der Firma mit Sitz im saarländischen Kirkel. In der Folge hatte das Unternehmen Verluste produziert. 2002 wurde es von der Metro vom Aktienmarkt genommen und die Börsenzulassung widerrufen.

© SZ vom 08.11.05 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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