Von Flaute keine Spur:Zahnarzt-Funktionäre vervierfachen ihr Gehalt

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Neben Kassenchefs und Ärzte-Funktionären konnten auch die Vertreter der Zahnärzte ihre Gehälter im vergangenen Jahr kräftig steigern.

Von Andreas Hoffmann

Neben Kassenchefs und Ärzte-Funktionären konnten auch die Vertreter der Zahnärzte ihre Gehälter im vergangenen Jahr kräftig steigern. Nach Statistiken, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen, sind die Bezüge einzelner Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigungen (KZV) um mehr als 300 Prozent gewachsen.

Ausschnitt aus dem Logo der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe/Zahnärztekammer Westfalen-Lippe (Foto: N/A)

Spitzenreiter ist der Chef der KZV Westfalen-Lippe, Dietmar Gorski, dessen Gehalt nun bei 221.600 Euro liegt. Ein Jahr zuvor betrug es 49.000 Euro - ein sattes Plus von 350 Prozent. Damit verdient Gorski mehr als der Chef der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) Jürgen Fedderwitz, der mit 220.000 Euro nach Hause geht. Zuvor lagen dessen Bezüge bei 73.600 Euro, wobei damals weitere Zahlungen wie Sitzungsgelder hinzukamen.

Zahnärzte zahlen

Nach den Unterlagen haben besonders die Zahnarzt-Funktionäre in Ostdeutschland ihre Bezüge kräftig erhöht. So stieg in Thüringen das Gehalt des KZV-Vorsitzenden von 29.400 Euro auf 120.000 Euro, die nun Karl-Friedrich Rommel erhält.

Der Chef der KZV Mecklenburg-Vorpommern, Wolfgang Abeln, bekommt inzwischen 146.800 Euro, bei seinem Vorgänger waren es 36.800 Euro. Und Dieter Hanisch von der KZV in Sachsen-Anhalt verdient 160.000 Euro nach 42.900 Euro.

Auch im Westen konnten einige Funktionäre ihre Bezüge kräftig anheben. In Baden-Württemberg wurden mehrere kleinere KZVen zusammengelegt, was lukrative Folgen hatte.

So erhielt der Chef der früheren KZV Freiburg eine Aufwandsentschädigung von 28.200 Euro, die Vorstandsmitglieder der neuen KZV Baden-Württemberg kommen auf 170.000 bis 175.000 Euro.

Insgesamt liegen die Vorstandsgehälter der KZVen zwischen 90.000 und 221.000 Euro und sind damit niedriger als die Bezüge der Ärzte-Funktionäre.

Denn die Vorstände der Kassenärztlichen Vereinigungen verdienen zwischen 132.000 und 260.000 Euro, wobei alle Funktionäre weitere Zahlungen erhalten, etwa für die Altersversorgung. Die Vorstandsgehälter der Krankenkassen liegen zwischen 120.000 und 221.000 Euro, auch hier gibt es Sonderregeln.

Die Zahnärzte versuchten, die Gehaltszuwächse zu erläutern. Ein Sprecher der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) verwies auf die Gesundheitsreform, wodurch sich die Aufgaben der KZVen geändert hätten.

Nun seien die Vorstände hauptamtlich tätig, wodurch sie nur sehr selten in den Praxen arbeiten könnten. "Eine solche Entwicklung muss sich in den Gehältern widerspiegeln", sagte ein KZBV-Sprecher.

Außerdem gebe es weniger KZVen, weil kleinere zusammengelegt worden seien und damit auch Posten wegfielen. Schließlich würden die Vorstandsgehälter nicht durch Kassenbeiträge finanziert, sondern durch Zahlungen der Zahnärzte.

Das Sozialministerium prüft noch die Einkommenszuwächse bei Funktionären von Zahnärzten, Ärzten und Kassen. Vermutlich wird Sozialministerin Ulla Schmidt (SPD) nicht dagegen vorgehen.

Denn für einzelne Verbände sind die Länder zuständig, außerdem fürchtet Schmidt eine Niederlage vor den Sozialgerichten. Deren Richter billigten zuletzt häufig die Funktionärsbezüge.

© SZ vom 27.04.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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