Video-Telefonie:Ach, der ist's

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Schafft es Google, eine leicht bedienbare und gut funktionierende App für Videotelefonate zu liefern? Davon wird der Erfolg von "Duo" abhängen. (Foto: AP)

Mit "Duo" will Google im Markt der Video-Anrufe Anteile zurückholen. Der Vorgänger war gescheitert.

Von Helmut  Martin-Jung, München

Man kann nicht gerade sagen, dass der Internetkonzern Google früh dran ist mit seinem Dienst "Duo". Denn was der kann - Video-Anrufe -, das können andere schon lange. Skypen etwa, abgeleitet vom Dienst Skype, ist geradezu zum Synonym für diese Art der Kommunikation geworden. Der Facebook Messenger bietet das auch, Apple betreibt den Dienst Facetime, und der beliebte Messenger Whatsapp, der zu Facebook gehört, wird demnächst Videounterhaltungen ermöglichen.

Warum also jetzt? Dafür gibt es zwei wichtige Gründe. Zum einen hatte Google schon einen Messenger im Angebot. Doch "Hangouts" konnte sich gegen die Konkurrenz nicht durchsetzen, war zu kompliziert zu bedienen. Der Konzern wollte aber das Feld nicht der Konkurrenz überlassen. Denn - der zweite Grund - die Nutzer im mobilen Internet verwenden zunehmend spezialisierte Apps, also kleine Smartphone-Programme, um bestimmte Aufgaben zu erledigen, nicht aber die Webseiten der Anbieter. Welche Werbung in den Apps angezeigt wird, wer daran verdient, das haben dann zu einem großen Teil die Anbieter der Apps in der Hand. Werbung im Internet ist aber nach wie vor die bei weitem wichtigste Einnahmequelle von Google. Und das mobile Netz ist der größte Wachstumsmarkt.

Werbung ist nach wie vor die wichtigste Geldquelle des Internetkonzerns Google

Bleibt allerdings die Frage, wie groß die Chancen sind, dass Google als Nachzügler noch größere Marktanteile erobern kann. Besonders große Hoffnungen, in den entwickelten Ländern die Branche von hinten aufzurollen, macht man sich wohl nicht bei Google. Das zeigt sich daran, dass der Konzern eigens hervorhebt, dass die App auch bei schlechten Netzverbindungen noch zufriedenstellende Videotelefonate erlauben und sich somit auch für Entwicklungsländer eignen soll.

Entscheidend für Erfolg oder Misserfolg dürfte sein, ob es Google nach dem Flop von Hangouts gelingt, wirklich eine leicht bedienbare und gut funktionierende App zu liefern. Dafür gibt es immer Bedarf, zumal sich bei Skype seit der Übernahme durch Microsoft technisch für Privatnutzer kaum mehr etwas getan hat. Microsoft richtet das Augenmerk eher auf Geschäftskunden und darauf, die Software mit den eigenen Programmen wie etwa der Programmsammlung Office zu verknüpfen. Das beworbene Alleinstellungsmerkmal von "Duo" wird es jedenfalls kaum schaffen, Nutzer in Scharen anzulocken: Man kann bereits vor dem Annehmen als Video sehen, wer anruft.

© SZ vom 17.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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