Verunsicherung wirkt:Die Weltreise

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Der lange Trip in die weite Ferne bleibt in diesem Jahr für viele oft ein Wunsch. Die allgemeine Verunsicherung verändert die Reiseindustrie.

Von Michael Kuntz

Eine Weltreise machen - für jeden dritten Deutschen ist das der größte unerfüllte Reisetraum. Dicht darauf folgt ein langer Trip, um alle Traumdestinationen zu besuchen, wie etwa Rio de Janeiro , ergab eine Umfrage des Internet-Anbieters Lastminute. Alles deutet darauf hin, dass die Traumreise für viele keine Wirklichkeit wird, sondern Traum bleibt, jedenfalls 2016.

Schon im vorigen Jahr nahm die Reiseintensität der Deutschen leicht ab, zum ersten Mal seit der Finanzkrise 2010. Diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen, zeigt eine Umfrage zu den Reiseabsichten. In diesem Jahr wird jeder fünfte Bundesbürger überhaupt keinen Urlaub machen. Dahin gehend äußerten sich jedenfalls 21 Prozent der Befragten für die jährliche Reiseprognose der Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen, einer Initiative von British American Tobacco. Die Gruppe der Nichturlauber wird 2016 um zwei Prozentpunkte größer. Vor allem weniger jüngere Menschen unter 35 Jahren und ältere der Generation 55 plus werden verreisen.

Stiftungschef Ulrich Reinhardt nennt als Grund: "Viele Bundesbürger sind zunehmend verunsichert und stellen die wichtigste Voraussetzung für den Urlaub überhaupt infrage: die Sicherheit vor Ort."

Zweifellos hätten die Konflikte in der Ukraine oder Israel, die Flüchtlingskrise und der Terror von Paris bis Istanbul Spuren hinterlassen. "Für die erfolgsverwöhnte Tourismusbranche haben hierbei besonders die Anschläge auf Touristen in Nordafrika und der Türkei negative Auswirkungen." So weit, so klar. Für Reinhardt ist auch noch der VW-Skandal ein Grund für die herrschende Verunsicherung. Nach Erkenntnissen der Forscher blicken derzeit 55 Prozent der Deutschen "eher angstvoll in die Zukunft". Vier von fünf der Befragten erwarten 2016 eine Rezession.

Viele Menschen informieren sich zwar über ihre Sommerreise, buchen sie jedoch noch nicht - anders als sonst. Die Buchungen für die Türkei beispielsweise lagen im Januar 40 Prozent unter Vorjahr, trotz Sonderangeboten und Offerten für eine spätere Umbuchung. Bei den Pauschalreisen profitieren von den Krisen in Nordafrika und der Türkei die Ziele Bulgarien, Portugal, Spanien und Griechenland, zeigen die Suchanfragen bei Holidaycheck.

International betrachtet war 2015 erneut ein erfolgreiches Jahr für die Tourismusbranche. So gingen 16 Prozent der Weltbevölkerung auf Reisen - so viele wie nie zuvor.

© SZ vom 18.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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