Vermögensverwaltung:Drei Klicks - und fertig ist das Wertpapierdepot

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Die Commerzbank prüft ein spezielles Vermögensverwaltungsangebot für online-affine Kunden - zu geringeren Kosten. (Foto: Rudolf Gigler/imago)

Digitale Vermögensverwalter schnappen den klassischen Banken Kunden weg. Die holen nun zum Gegenschlag aus.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Sie heißen Vaamo, Easyfolio oder Cashboard, und ihr Geschäftsmodell verstehen sie als Kampfansage an die klassischen Banken. Die Rede ist von einer ganzen Reihe an Start-ups, die mit einer reinen Online-Vermögensverwaltung um die Sparer kämpfen - oft mit freundlich klingenden Markennamen oder Logos. Sie werben mit einfachen, verständlichen Konzepten, niedrigen Kosten, Transparenz und Unabhängigkeit. Ein paar Klicks, zurücklehnen und schauen, wie das Vermögen wächst. "Robo-Adivsors" heißen diese digitalen Anlageberater im Branchenslang.

Zum Start müssen Anleger auf einer Internetseite in der Regel ein paar Fragen beantworten; dann wird ermittelt, ob man eher vorsichtig oder riskant anlegen will.

Die klassischen Banken hatten sich das Treiben der Jungunternehmer bis dato von der Seitenlinie aus angeschaut. Jetzt jedoch holen sie - langsam - zum Gegenschlag aus. So plant etwa die Commerzbank nun ebenfalls ein Angebot für digital-affine Anleger. "Es gibt erste Überlegungen, eine Online-Vermögensverwaltung für Privatkunden aufzubauen", sagte Michael Kohl, Leiter der Commerzbank-Vermögensverwaltung, dem Anlegermagazin Euro am Sonntag. Im Fokus stünden Privatkunden, die Risikoneigung und Anlagestil selbst wählen wollen. Auch die Deutsche Bank arbeitet seit einiger Zeit an einem solchen Angebot. Weil der Konzern derzeit jedoch umgebaut wird, haben sich die Pläne des Marktführers verzögert.

Auch bei der Commerzbank kann es noch einige Monate dauern, bis die Anleger die Plattform ausprobieren können. Offen ist überdies, wie das Ganze genau aussehen soll. Sowohl ein eigenes Angebot als auch der Zukauf einer IT-Lösung oder eine Kooperation mit einem Finanz-Start-up seien denkbar, sagte Kohl. Zwar sieht man sich nicht unter Druck durch bestehende Angebote, "wir wollen aber sicherlich nicht zu lange warten", sagte der Manager. Immerhin kann die Commerzbank auch auf Erfahrungen im Konzern zurückgreifen, so experimentiert auch die Direktbank-Tochter Comdirect bereits mit einem ähnlichen Angebot unter der Marke Fintego.

Richten soll sich das Angebot der Commerzbank vor allem an Anleger mit mittlerem Vermögen, die zudem gerne selbst entscheiden. "Die Zielgruppe wären unseres Erachtens vor allem Anleger mit einem liquiden Vermögen von bis zu 50 000 Euro", sagte Kohl. Der Hintergrund: Wegen der hohen Kosten für Regulierung und Beratung lohnen sich Kunden mit kleineren Vermögen für klassische Bankberater längst nicht mehr so wie früher. Zuletzt galt daher die Regel: Wer unter 100 000 Euro anlegen will, braucht bei klassischen Vermögensverwaltern gar nicht anzufragen.

Im Vergleich zu Anlegern in angelsächsischen Ländern tun sich die hiesigen Investoren jedoch noch schwer mit den neuen Angeboten. Das liegt in erste Linie daran, dass die meisten Menschen in Deutschland trotz niedriger Zinsen ihr Geld nach wie vor am liebsten auf dem Tagesgeldkonto parken statt es in Wertpapieren anzulegen. In den USA oder Großbritannien hingegen verwalten Anbieter wie Wealthfront bereits mehr als 2,6 Milliarden Dollar für etwa 40 000 Kunden. Auch die Plattformen Betterment oder Nutmeg sind längst der Gründerphase entwachsen.

In Deutschland jedoch müssen die Start-ups nach wie vor kämpfen, ausreichend neue Kunden zu gewinnen, um irgendwann profitabel arbeiten zu können. Ob sich derartige Modelle flächendeckend durchsetzen, ist daher noch ungewiss. Wer Erfolg haben will, braucht ein großes Budget für Marketing, das vielen Jungunternehmern fehlt. "Solche Plattformen sind einfach und schnell zu bauen, aber schwer zu vermarkten", sagt ein Gründer, der nicht genannt werden will.

Das wiederum ist die Chance der etablierten Banken. Sie können außerdem damit punkten, dass sie die Anleger bei Bedarf sogar persönlich beraten dürfen. Denn dazu braucht man eine Lizenz der Aufsicht, die den meisten Online-Angeboten noch fehlt. In der klassischen Vermögensverwaltung nämlich hat der Kunde stets einen Ansprechpartner für seine Fragen und wird beraten, welche Strategien zu seiner Situation passen.

Bleibt die Frage, ob sich die etablierten Banken mit den Anlage-Robotern nicht selbst Konkurrenz machen? Eine Vermögensverwaltung kostet Kunden 1 bis 1,5 Prozent des Vermögens im Jahr. Wechselt ein vermögender Kunde zur digitalen Plattform, würde das Institut wohl weit weniger Gewinn mit ihm einfahren können.

Die Start-ups übrigens sind schon einen Schritt weiter: Die Kölner Firma Moneymeets arbeitet bereits an einer eigenen Vergleichsplattform für Anlagerobotor. Die Anleger wird es freuen: Denn der Markt, so viel ist klar, ist ebenso klein wie unübersichtlich.

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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