40 Verdächtige:Bestechungsskandal in Frankfurter Bankenszene

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Ein Bestechungsskandal in der Frankfurter Banken- und Immobilienbranche hat offenbar weit größere Ausmaße als bislang bekannt.

Von Martin Hesse

Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft bestätigte der Süddeutschen Zeitung, dass mittlerweile mindestens 40 Personen unter Verdacht stehen, sich bei Immobiliengeschäften bereichert zu haben. Darunter seien Geschäftsführer von Immobiliengesellschaften, Mitarbeiter von Fonds und Maklerfirmen sowie Freiberufler.

Bislang waren lediglich Ermittlungen gegen einen Manager und einen Architekten bestätigt worden. Laut Staatsanwaltschaft ist nach bisherigen Erkenntnissen Schmiergeld in sechsstelliger Höhe geflossen. Der Kreis der verdächtigten Personen könne sich noch erweitern, hieß es. Auch die Gesamthöhe des Bestechungsgeldes sei noch nicht abzusehen.

Seit Juni in Untersuchungshaft

"Der frühere Geschäftsführer der Immobilientochter einer deutschen Großbank hat sich sowohl beim Verkauf von Immobilien als auch bei der Vergabe von Bauaufträgen bestechen lassen", sagte die Sprecherin. Bei diesem Manager handelt es sich um einen früheren Chef der Deutsche-Bank-Tochter DB Real Estate, der seit Juni in Untersuchungshaft sitzt.

Dabei sei es unter anderem um den 450 Millionen Euro teuren Bau des Investment Banking Centre (IBC) der Deutschen Bank gegangen, erklärte die Sprecherin. Das 112 Meter hohe IBC wurde von dem Frankfurter Architekten Dieter Köhler entworfen, gegen den ebenfalls Ermittlungen laufen.

Ermittelt wird jetzt auch gegen den ehemaligen Geschäftsführer der Deka Immobilien GmbH, Michael Koch. Die Deka hatte den Manager am vergangenen Mittwoch mit sofortiger Wirkung entlassen. Koch soll mit Seckerdieck Grundstücksgeschäfte vermittelt haben, wofür beide Provisionen kassiert haben sollen.

Die Deka Immobilien hatte die Entlassung Kochs mit Unregelmäßigkeiten in der Geschäftsführung begründet und eine Untersuchung eingeleitet. Der 47 Jahre alte Manager wurde am Donnerstag vernommen, nachdem er sich nach seiner Entlassung selbst bei der Staatsanwaltschaft gemeldet hatte.

Die Deka Immobilien, die dem Sparkassen-Verbund angehört, ist nach eigenen Angaben der größte Anbieter von offenen Immobilienfonds in Deutschland.

Dreiecksgeschäft

In Frankfurter Immobilienkreisen heißt es, zwischen der Deutschen Bank, der Deka und Köhler habe es eine Art Dreiecksgeschäft gegeben. Dabei sei Koch - beziehungsweise die Deka - als Käufer von Objekten aufgetreten, die von der Deutschen Bank in Auftrag gegeben und von Köhler entworfen worden seien. Allein an Koch seien dabei sechsstellige Summen geflossen.

Ausgangspunkt der aktuellen Ermittlungen war der Fall eines Gebäudemanagers der Deutschen Bank, der zwischen 1998 und 2002 in etwa 300 Fällen Schmiergeld und Geschenke für Reparatur- und Dienstleistungsaufträge angenommen hatte. Er war Anfang des Jahres vom Frankfurter Landgericht zu sechs Jahren Haft verurteilt worden; das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig.

© SZ vom 03.09.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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