Verbot geplant:Union nimmt Online-Apotheken ins Visier

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Weil's so schön einfach ist: Jeder 50. Deutsche kauft Medikamente per Mausklick. Nun will ein Teil der Union Online-Apotheken verbieten.

Andreas Hoffmann

Sie heißen Sanicare, Doc Morris oder Curavendi und haben Kranken einige Wege erspart. Wer seine Pillen nicht in der Apotheke abholen will, kann sie sich liefern lassen - per Internet. Doch der nordrhein-westfälische Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) will diesen Weg versperren und den Versandhandel wieder verbieten.

Das geht aus einem Gesetzesantrag für den Bundesrat hervor, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Danach sollen "verschreibungspflichtige Arzneimittel zukünftig nur noch in Apotheken und nicht mehr im Wege des Versandes abgegeben werden".

Laumann hält Internetapotheken für unsicher. Mehr Medikamente würden gefälscht, und seit der Reform der früheren rot-grünen Regierung seien die Menschen "mehr als früher den Risiken illegaler Angebote und Anbieter ausgeliefert", schreibt er.

Ähnlich denkt sogar das Bundeskriminalamt, das in einer Studie den Pillenkauf per Web in Frage stellt. Doch ob der Versandhandel tatsächlich mehr gefälschte Mittel verbreitet hat, ist umstritten; verlässliche Zahlen fehlen.

Nur jeder fünfzigste Deutsche kauft Arzneien per Mausklick, der Marktanteil der Branche liegt bei vier Prozent. Außerdem werden Internetapotheken so scharf kontrolliert wie klassische Apotheken. Das Risiko, ein gefälschtes Präparat zu erhalten, ist laut Experten wie Harald Schweim von der Universität Bonn bei zugelassenen Internetapotheken ähnlich gering wie bei traditionellen Apotheken.

FDP tritt für Wahlfreiheit ein

Mit seinem Vorstoß will Laumann wohl vor allem die Branche schützen. "Das ist der Versuch die Uhren um fünf Jahre zurückzudrehen und der Apothekerschaft Erlöse zu sichern", kritisiert der saarländische Gesundheitsminister Josef Hecken (CDU).

Dabei sieht auch er Auswüchse des Versandhandels, wie die Praxis der Drogeriekette dm: Deren Kunden können sich bestellte Pillen in eine Filiale schicken lassen und abholen. Dies habe mit dem ursprünglichen Anliegen nichts zu tun, weshalb Hecken zwar gegen diese Praxis vorgehen, aber nicht die gesamte Reform rückabwickeln will.

Zuspruch erhält der Düsseldorfer Vorstoß aus München. "Wir müssen die Präsenzapotheke stärken, insofern habe ich eine Präferenz für die Idee Laumanns", sagt die bayrische Sozialministerin Christa Stewens (CSU). Doch bisher hat Laumann den Antrag nicht eingebracht, weil sich die in Nordrhein-Westfalen mitregierende FDP sperrt.

Dies ist insofern paradox, als die Liberalen früher als parlamentarischer Arm der Apotheker galten. Doch inzwischen denken manche, wie der Gesundheitsexperte Daniel Bahr, anders: Die FDP trete für Wahlfreiheit und faire Wettbewerbsbedingungen ein, der Versandhandel würde die niedergelassenen Apotheken sinnvoll ergänzen. "Dieses Angebot sollten wir den Bürgern nicht wegnehmen, sondern nur den Missbrauch bekämpfen", sagt Bahr.

© SZ vom 26.10.2007/bpr/mah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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