Valentinstag und Blumen:Das Gift der Tulpen

Lesezeit: 2 min

Schön anzusehen, aber häufig mit Gift hochgepäppelt: Viele der zum Valentinstag verschenkten Blumen wurden auf menschenunwürdige Art produziert - doch es geht auch anders.

Daniela Kuhr

Da kann einem die Lust am Blumenschenken vergehen: Jedes Jahr zum Valentinstag tauchen sie auf, die Warnungen vor Rosen, Tulpen, Lilien oder Nelken aus Südamerika, Afrika oder Asien. Auch in diesen Tagen weist die Menschenrechtsorganisation Fian wieder darauf hin, dass viele dieser Schnittblumen unter Einsatz von hochgiftigen Pestiziden gezüchtet werden. "Die Arbeiterinnen und Arbeiter sind dem Giftcocktail oft ungeschützt ausgesetzt und werden krank", heißt es in der Pressemitteilung von Fian zum Valentinstag.

Tulpen - schön anzusehen, aber häufig mit Gift hochgepäppelt. (Foto: Foto: ddp)

"Als ich einen Arbeiter fragte, warum seine Schulter während unseres Gesprächs andauernd zitterte, antwortete er, dass alle Arbeiter unter vergleichbaren Symptomen leiden", sagt die Fian-Agrarexpertin Gertrud Falk. "Und ihre Löhne sind so niedrig, dass sie sich keine ärztliche Behandlung leisten können." Zittern, Schwindel, Sehstörungen und Atemprobleme seien die häufigsten Symptome, die beispielsweise bei Arbeiterinnen in Uganda aufträten.

Doch die Pestizidbelastung ist nicht das Einzige, was die Freude am Blumenkauf schmälert. Verbraucherschützer weisen zudem auf den hohen CO2-Ausstoß hin, der damit verbunden ist. "Vielen ist das gar nicht bewusst", sagt Thomas Hagen von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. "1000 Tonnen Rosen fliegt allein eine große Airline zum Valentinstag nach Europa. Das entspricht einer Ladung von zehn Jumbo-Jets." Auch der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sowie die Aufzucht in Treibhäusern, die Lagerung der Blumen in einer ununterbrochenen Kühlkette und ihre Verpackung - all das trage zu einem erhöhten CO2-Ausstoß bei.

Blumen mit Fairtrade-Siegel

Und was heißt das nun für den Verbraucher? Soll er auf den Blumenkauf am besten komplett verzichten? "Nein", sagt Hagen. "Blumenkäufer sollten aber in Erwägung ziehen, Blumen aus umweltverträglicher Produktion zu erwerben." Mittlerweile existieren verschiedene Labels, die einen Blumenkauf ohne schlechtes Gewissen ermöglichen. "Möchten die Käufer zu Blumen aus Deutschland greifen, die nachprüfbare Umweltstandards garantieren, sollten sie nach Betrieben ökologischer Anbauverbände wie Bioland, Naturland und Demeter Ausschau halten", rät Hagen. Das Grüne Zertifikat (DGZ) sei ein weiteres Label, das auf umweltgerechte Produktion hinweise.

Blumen mit dem Fairtrade-Siegel stammen von Farmen, die bestimmte Sozial- und Umweltstandards einhalten. Diverse Einzelhändler wie etwa Rewe oder Edeka haben sie häufig im Sortiment. Zunehmend verbreitet sind auch Blumen mit dem FLP-Siegel. Die Buchstaben stehen für das Flower Label Program, das der deutsche Blumenhandel in den neunziger Jahren mit Nichtregierungsorganisationen wie Brot für die Welt, Terre des Hommes, Fian und Gewerkschaften entwickelt hat. Wer einen Blumenladen in der Nähe sucht, der FLP-Ware verkauft, wird im Internet unter www.fairflowers.de fündig, dort auf "FLP-Floristen" klicken und den Wohnort oder die Postleitzahl eingeben.

© SZ vom 14.02.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: