US-Großauftrag für EADS:Empörung in Washington

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Während Bundeskanzlerin Merkel über den Rüstungsauftrag frohlockt, sorgt die Entscheidung des Pentagons in den USA für mächtig Ärger.

Deutschland und Frankreich haben einen Großauftrag der US-Luftwaffe für den europäischen Rüstungs- und Raumfahrtkonzern EADS als historischen Erfolg gefeiert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wertete den Beschluss als "Riesenerfolg für Airbus und die europäische Luftfahrtindustrie".

Treibstoff für den Tarnkappenjet: So soll das Auftanken in der Luft funktionieren - dank des EADS-Stratotankers (Foto: Foto: AFP)

Dass EADS den Zuschlag erhalten habe, sei "nicht nur ein Beleg für die technologische Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit von Airbus", sondern "zugleich ein Zeichen für die gute und vertrauensvolle sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit den USA", fügte die Kanzlerin hinzu. Sarkozy erklärte, dem EADS-Konzern sei es auf einem der "schwierigsten und anspruchsvollsten" Märkte gelungen, an alte Erfolge anzuknüpfen. Dies sei ein "historischer Erfolg". Auch der französische Präsident Nicolas Sarkozy beglückwünschte das Unternehmen zu dem Auftrag.

In den USA sorgte die Entscheidung dagegen für Empörung: Der republikanische Senator Sam Brownback zeigte sich "schockiert" und wollte bei Verteidigungsminister Robert Gates einen Untersuchungsbericht anfordern. Neben Senator Brownback kritisierte auch der Abgeordnete Todd Tiarth die Auftragsvergabe an EADS. "Wir müssten ein amerikanisches Flugzeug haben, das von amerikanischen Arbeitern gebaut wird", sagte er am Samstag.

Der Republikaner Duncan Hunter, Mitglied der Armeekommission des US-Repräsentantenhauses, beklagte, die Entscheidung werde mehr als 100.000 Arbeitsplätze in den USA kosten. Profitieren würden diejenigen europäischen Regierungen, die "uns ihre Unterstützung im Krieg gegen den Terrorismus verweigern".

Das US-Unternehmen Boeing, das als Flugzeugbauer der bisherigen KC-135 Stratotanker-Flugzeuge von Analysten als Favorit für die Auftragsvergabe gehandelt worden war, zeigte sich enttäuscht. Sprecher William Barsdale sagte, der Konzern werde das Pentagon um eine Nachbesprechung bitten. Er deutete einen möglichen Protest gegen die Entscheidung ein.

Laut Pentagon umfasst der Auftrag mit einem Volumen von umgerechnet 23 Milliarden Euro die Lieferung von 179 Tankflugzeugen.

Dem Airbus-Mutterkonzern gelang durch die Entscheidung des Pentagon überraschend der Einstieg in den US-Rüstungsmarkt, der vom Erzrivalen Boeing dominiert wird. EADS war eigens für die Ausschreibung eine Partnerschaft mit dem US-Unternehmen Northrop Grumman eingegangen, da das Pentagon den Auftrag nur an Firmen vergeben wollte, die ihre Flugzeuge in den USA bauen.

EADS-Chef Louis Gallois sagte, der Großauftrag sei für das Unternehmen "ein großer Anlass, stolz zu sein". Im Interview mit der Zeitung Welt am Sonntag nannte Gallois den Zuschlag den "Durchbruch auf dem amerikanischen Markt" und stellte neue Arbeitsplätze auch in Europa in Aussicht. Im US-Bundesstaat Alabama entstehe die Endfertigungslinie, aber die Teile für die Tankflugzeuge würden weiter in den europäischen Werken gefertigt, sagte Gallois. 2011 soll den Planungen zufolge das erste Flugzeug an den US-Partner Northrop Grumman ausgeliefert werden, wo es weiter ausgerüstet wird. 2012 soll es dann an die amerikanische Luftwaffe übergeben werden.

Airbus-Chef Thomas Enders sagte der Welt am Sonntag, Airbus habe jetzt die Gelegenheit, sich industriell in den USA fest zu etablieren. "Wir werden dort künftig nicht nur Airbus-Flugzeuge verkaufen, sondern auch produzieren, und zwar militärische wie zivile. Airbus wird damit auch eine amerikanische Firma", sagte Enders.

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