Thomas Middelhoff kann mit einer Entlassung aus der Untersuchungshaft rechnen. Das Landgericht Essen teilte am Montag mit, dass der Haftbefehl gegen den erkrankten 61-jährigen Spitzenmanager außer Kraft gesetzt worden sei. Middelhoff müsse aber noch Auflagen erfüllen. So muss er eine Kaution in Höhe von 900 000 Euro zahlen, seinen Pass abgeben und Meldeauflagen erfüllen- das Übliche in solchen Situationen.
Ansonsten ist im Fall Middelhoff das Allermeiste nicht üblich. Der frühere Spitzenmanager war im November vergangenen Jahres vom Landgericht Essen wegen Steuerhinterziehung und Untreue im Umfang von etwa 500 000 Euro zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt worden. Das war ein vergleichsweise beinhartes Urteil. Noch im Gerichtssaal wurde er festgenommen. Die Verteidigung legte Revision ein.
In der Haft erkrankte Middelhoff an der Autoimmun-Krankheit "Chilblain Lupus Syndrom", die zu einem Zerfall des Gewebes an Händen und Füßen führen kann. Seine Verteidiger gehen davon aus, dass die Krankheit mit einem Schlafentzug bei Middelhoff zusammenhängt. In den ersten vier Wochen seiner Untersuchungshaft sei er alle fünfzehn Minuten geweckt worden, weil angeblich Selbstmordgefahr bestand, so kritisieren die Verteidiger. Middelhoff selbst hatte bei seiner Ankunft in der Justizvollzugsanstalt erklärt, bei ihm bestehe keine Gefahr des Suizids.
Mehrere Haftbeschwerden scheiterten, und das Oberlandesgericht in Hamm bestätigte die Ablehnungen. Im Februar war Middelhoff wegen seiner Erkrankungen erstmals in die Universitätsklinik Essen eingewiesen worden.
Sein Zustand hat sich weiter verschlechtert. Er hätte bei der Haftprüfung Ende vergangener Woche im Rollstuhl erscheinen müssen, aber das Gericht verzichtete darauf. Zwei Ärzte, darunter ein bekannter Bonner Spezialist für Hauterkrankungen, beschrieben den Krankheitszustand von Middelhoff ähnlich. Daraufhin wurde der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt.