Unternehmensteuern:Osteuropa bald auch in Deutschland

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In den vergangenen Jahren sind viele Unternehmen aus Deutschland abgewandert, weil im Ausland die Steuersätze niedriger sind. Um diesen Trend zu stoppen, geht Peer Steinbrück jetzt in die Offensive. Der Finanzminister will die Körperschaftsteuer massiv senken.

Medienberichten zufolge wird im Haus von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) erwogen, die Körperschaftsteuer von derzeit 25 Prozent auf bis zu 15 Prozent oder gar 12 Prozent zu reduzieren. Zugleich greift das Ministerium rechtliche Bedenken und Widerstände in den Koalitionsfraktionen gegen die geplante Kürzung der Pendlerpauschale auf und prüft nach Darstellung des Nachrichtenmagazins Focus Alternativen. Ein Sprecher des Ministeriums sagte dazu, dies seien Spekulationen. Die Modelle würden erst geprüft. "Nichts ist entschieden." Der Minister wolle, wie angekündigt, nicht ständig "Wasserstände melden".

Steinbrück halte aber an seinem Ziel fest, die verabredeten 2,5 Milliarden Euro an Mehreinnahmen zu erzielen. Dazu hatten CDU, CSU und SPD vereinbart, die ersten 20 Kilometer des Arbeitsweges von 2007 an nicht mehr als steuermindernd zu berücksichtigen. Arbeitnehmer müssen sich laut Focus auf jeden Fall auf Einschnitte einstellen. Steinbrücks Beamte prüften derzeit unter anderem eine Halbierung des Arbeitnehmerpauschbetrages (920 Euro) und eine Absenkung des Kilometergeldes von 30 auf 20 oder sogar 15 Cent.

Die Zeitung Die Welt schreibt unter Berufung auf das Umfeld von Steinbrück, der Gesamtsteuersatz für Kapitalgesellschaften aus Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer und Solidaritätsbeitrag solle - durch die Absenkung der Körperschaftsteuer auf bis zu 15 Prozent - von derzeit knapp 39 Prozent "auf unter 30 Prozent sinken". Nach Darstellung des Nachrichtenmagazins Spiegel werden sogar 25 Prozent Gesamtbelastung angestrebt. Um dies zu erreichen, solle - quasi als Kern einer Reform der Unternehmensbesteuerung - der Körperschaftsteuersatz auf etwa 12 Prozent halbiert werden. Die umstrittene Gewerbesteuer, die die Gewinne mit rund 13 Prozent belaste, solle beibehalten werden.

Weit über Planungen des Jobgipfels hinaus

Auch für Personengesellschaften, die als Unternehmensbesteuerung Einkommensteuern zahlen, plant Steinbrück Erleichterungen. Geprüft werde nach dem österreichischen Vorbild eine steuerliche Bevorzugung für Gewinne, die wieder ins Unternehmen investiert werden. In Österreich fällt dafür nur der halbe Einkommensteuersatz an. Personengesellschaften machen 80 Prozent der Unternehmen in Deutschland aus. Die Regierung erhofft sich von den verminderten Steuersätzen, dass weniger Unternehmen Gewinne ins Ausland verlagern und so die Einnahmeausfälle ausgeglichen werden.

Die auf dem Tisch liegenden Modelle der Stiftung Marktwirtschaft und des Sachverständigenrates verursachten Steuerausfälle in hoher zweistelliger Milliardenhöhe. Das sei "in der mittelfristigen Finanzplanung nicht darstellbar", heißt es laut Welt im Ministerium. Laut Spiegel erwägt Steinbrück aber doch, die Unternehmen bei der Reform zu entlasten - wenigstens in den ersten Jahren. Seine Experten empfehlen ihm für 2008, wenn die Reform in Kraft treten soll, eine Anschubfinanzierung bis zu fünf Milliarden Euro. Diese Ausfälle sollen später durch das Stopfen von Steuerschlupflöchern verringert werden.

Mit dieser Senkung der Körperschaftsteuer ginge die Regierung deutlich über den "Jobgipfel" 2005 hinaus. Damals sollte die Körperschaftsteuer nach Überlegungen der SPD auf 19 Prozent reduziert werden. Die Union lag mit ihren Vorstellungen bei 21 Prozent.

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