Unicredito macht angeblich Ernst:HypoVereinsbank soll geschluckt werden

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Die Übernahme des Münchner Geldhauses durch die italienische Großbank Unicredito ist Medienberichten zufolge fast perfekt. Offenbar sind nur noch Detailfragen zu klären. Inzwischen soll ein heftiger Machtkampf in der HVB-Führung toben.

Wie die Welt am Sonntag berichtet, will die Unicredito 16,5 Milliarden Euro für die HVB zahlen. Eine Zerschlagung sei mittlerweile von Tisch, hieß es. "Wenn nichts Unvorhergesehenes mehr passiert, bestätigen wir den Deal in der kommenden Woche", zitierte das Blatt einen mit den Verhandlungen vertrauten Manager.

Zentrale der HypoVereinsbank in München (Foto: Foto: AP)

"Über die künftige Strategie und den Preis haben wir uns weitgehend geeinigt", zitierte das Blatt den Banker weiter. Die Verhandlungsbasis liege bei fünf Unicredito-Aktien für eine HVB-Aktie. Damit würde die HVB dem Blatt zufolge mit rund 22 Euro je Aktie oder einer Gesamtsumme von 16,5 Milliarden Euro bewertet. Die Übernahme werde voraussichtlich durch einen Aktientausch erfolgen, hieß es.

Wie die Zeitung weiter berichtete, ist eine Zerschlagung der Münchner Bank kein Thema mehr. "Unicredito ist am deutschen Markt sehr interessiert und will das HVB-Geschäft hier unbedingt behalten", zitierte das Blatt den Manager. "Wir wollen die Bereiche Privatkunden, Firmenkunden und Immobilien auf jeden Fall weiterführen."

Sollte die Fusion gelingen, solle sich HVB-Chef Dieter Rampl aus dem operativen Geschäft zurückziehen, hieß es. "Es ist geplant, dass Rampl seine operative Tätigkeit für die Bank aufgibt und die Funktion des Chairman der Unicredito-Gruppe übernimmt", zitierte das Blatt ein Aufsichtsratsmitglied.

Widersprüchliche Berichte gab es am Wochenende über die Situation in Vorstand und Aufsichtsrat. Während Der Spiegel unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtete, der Aufsichtsratsvorsitzende Albrecht Schmidt boykottiere die Fusion, berichteten Focus und Welt am Sonntag Schmidt habe seine ablehnende Haltung zur Fusion mittlerweile aufgegeben. "Er hat uns seine Unterstützung signalisiert", zitierte die "Welt am Sonntag" einen Manager.

Bericht über erbitterten Machtkampf

Laut Spiegel war wegen der geplanten Übernahme in der Führungsspitze der HypoVereinsbank ein heftiger Machtkampf entbrannt. Entweder werde der Aufsichtsratsvorsitzende Schmidt oder Vorstandschef Rampl seinen Job verlieren, berichtetet das Magazin.

Sollte die Unternehmensehe zustande kommen, wäre für Schmidt kein Platz mehr in der neuen Bank, sollte der Deal hingegen platzen, sei Rampl nicht mehr zu halten.

Auch der Focus berichtete, Schmidt sei "nicht gerade glücklich" über die mögliche Fusion, er werde aber keinen Widerstand leisten, da selbst HVB-Großaktionär Münchner Rück Bankchef Rampl bei seinen Plänen den Rücken stärke.

Laut Spiegel ist die geplante Übernahme bis auf wenige Details abschlussreif. Allerdings könnte das Vorhaben an der so genannten "due diligence", der Durchsicht des HVB-Datenraumes durch den italienischen Kaufinteressenten, noch scheitern. Auch verschiedene staatliche Aufsichtsbehörden seien mit dem Vorhaben noch beschäftigt, hieß es.

Wie der Focus unter Berufung auf mit den Verhandlungen vertraute Manager berichtete, hält die HVB einen erfolgreichen Abschluss "für mehr als wahrscheinlich". "Mit der Bekanntgabe der Verhandlungen ist der Wendepunkt überschritten", zitierte das Magazin einen Manager.

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