Übernahmen:Ungebremst auf Einkaufstour

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Der chinesische Konzern Fosun kauft den Anlagenbauer FFT aus dem hessischen Fulda. Investoren aus Fernost haben es offensichtlich weiter auf deutsche Maschinenbauer abgesehen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Wer geglaubt hatte, chinesische Unternehmen verlören angesichts strenger Kapitalverkehrskontrollen die Lust auf Übernahmen in Deutschland, irrt. Gerade erst ist bekannt geworden, dass der Autozulieferer Grammer wohl mehrheitlich in chinesische Hand fällt, nun wechselt mit dem Anlagenbauer FFT ein weiterer großer Mittelständler (850 Millionen Euro Umsatz, 2600 Mitarbeiter) den Eigentümer. Das Unternehmen aus dem hessischen Fulda geht an das chinesische Konglomerat Fosun, wie beide Firmen am Dienstag mitteilten. FFT gehörte seit 2012 zu Aton, der Beteiligungsgesellschaft von Lutz M. Helmig und seiner Familie. Er hat sein Vermögen mit dem Verkauf der Helios-Kliniken an Fresenius gemacht. FFT stellt schlüsselfertige Produktionsstraßen her, unter anderem für die Autoindustrie.

Es sei ein "logischer Schritt", um das globale Profil zu erweitern und die Präsenz in China zu stärken, ließ sich Manfred Hahl, Geschäftsführer von FFT zitieren. Fosun-Chef Guo Guangchang sagte, man wolle FFT "Zugang zum stark wachsenden Markt in China" geben. Über den Kaufpreis schweigen die beiden Parteien.

Mit FFT hat nun ein weiterer deutscher Anlagenbauer Interesse in Fernost geweckt. Der Maschinenbau gehört zu den Branchen, in denen China strategisch zukaufen will. Bis zum Jahr 2025 will das Land in vielen Bereichen am Weltmarkt eine führende Position einnehmen. Anfang 2016 hatte der chinesische Haushaltsgerätehersteller Midea den Augsburger Roboterhersteller Kuka übernommen. Der Verkauf hatte eine Debatte über den Ausverkauf deutscher Hochtechnologie ausgelöst und darüber, ob dieser verhindert werden sollte. Vergeblich hatte die Bundesregierung dafür geworben, dass deutsche Unternehmen ein Gegenangebot für Kuka vorlegen, um die chinesische Firma abzuwehren.

Anfangs kamen chinesische Bieter auf ihrer Einkaufstour im deutschen Mittelstand nur zum Zug, wenn sich sonst kein Käufer fand. Inzwischen interessieren sie sich für weit mehr als Sanierungsfälle. Sie wollen die Besten einer Branche kaufen. Im vergangenen Jahr griffen chinesische Investoren besonders fleißig zu. Laut der Beratungsgesellschaft EY gaben sie für Übernahmen in Deutschland 13,7 Milliarden Euro aus, so viel wie noch nie zuvor.

Während die großen chinesischen Konglomerate HNA, Anbang und Dalian Wanda inzwischen aber wieder Beteiligungen abstoßen, weil sie zu hohe Schulden aufgetürmt haben, kauft Fosun weiter ein. In Deutschland hat der Konzern vor einigen Jahren die Privatbank Hauck & Aufhäuser übernommen sowie unlängst die Pensionskasse der Bekleidungskette C&A. Hauck & Aufhäuser beriet Fosun nun auch als Investmentbank bei der Übernahme in Fulda. FFT ist sicherlich nicht das letzte Unternehmen auf der Einkaufsliste von Fosun. Man plane in den kommenden drei Jahren Übernahmen für 3,2 Milliarden Dollar, hatte Fosun im März in Shanghai in Aussicht gestellt.

© SZ vom 20.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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