Übernahme von Business Objects:SAP befeuert Software-Krieg

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Im Duell mit Konkurrent Oracle rüstet SAP auf: Der deutsche Softwarekonzern stemmt für knapp fünf Milliarden Euro die teuerste Übernahme seiner Geschichte.

SAP will für gut 4,8 Milliarden Euro die französisch-amerikanische Softwarefirma Business Objects kaufen. Das Geschäft ist die größte Übernahme in der Firmengeschichte des weltweit führenden Unternehmenssoftware-Anbieters. Der Deal bedeutet eine Abkehr von der bisheren Strategie, sich anders als Erzrivale Oracle auf ein Wachstum aus eigener Kraft zu konzentrieren.

Der Verwaltungsrat der an der Euronext in Paris sowie der Nasdaq in New York börsennotierten Business Objects unterstütze die Offerte über 42 Euro je Aktie, teilte SAP mit. Das Angebot liegt 20 Prozent über dem Schlusskurs von Business Objects am Freitag.

"Der Preis ist aus strategischer Perspektive angemessen", sagte SAP-Chef Henning Kagermann. Die voraussichtlich im ersten Quartal 2008 abgeschlossene Übernahme werde das Ergebnis je Aktie im kommenden Jahr zwar um einen mittleren einstelligen Cent-Betrag verwässern. Schon 2009 werde sich die Übernahme aber positiv auf das Ergebnis auswirken.

"Es gibt großartige Synergien", sagte Kagermann, ohne jedoch Zahlen zu nennen. Unter Synergien verstehen Ökonomen Einspareffekte, die sich aus einem Zusammenschluss ergeben. Harte Einschnitte solle es in Folge der gemeinsamen Nutzung von Infrastruktur und der Verbindung der Entwicklungs- und Vertriebeinheiten nicht geben.

"Beide Unternehmen wachsen schnell und planen die Schaffung neuer Stellen." Business Objects ist auf so genannte Business-Intelligence-Software spezialisiert, mit der sich große Mengen von Daten auf Trends und Muster hin untersuchen lassen.

"Drei Jahre zu spät"

Die neue Technik macht aber für SAP nicht den alleinigen Reiz des Geschäfts aus. Business Objects zählt 44.000 Kunden - etwas mehr als SAP - und kann den Walldorfern somit beim Erreichen ihres Ziels helfen, bis zum Jahr 2010 die Kundenzahl auf 100.000 zu steigern. "Mit Business Objects vergrößern wir unseren adressierbaren Markt", sagte Kagermann.

Der US-Konkurrent Oracle hatte im Bemühen, SAP den Rang abzulaufen, in den vergangenen Jahren für insgesamt 20 Milliarden Dollar Firmen aufgekauft, zuletzt Anfang des Jahres den Business-Objects-Rivalen Hyperion. Aus Sicht von Branchenexperten wird SAP seine Stellung mit Übernahmen wie der jetzt angekündigten aber kaum verteidigen können.

"SAP sollte mehr nach vorne schauen. Stattdessen begnügen sie sich mit den übrig gebliebenen Resten", sagte Trip Chowdry von Global Equities Research. "Diese Übernahme hätte schon vor drei Jahren passieren müssen." SAP müsse sich stärker auf Gebiete wie SOA konzentrieren - also auf Software, die das Zusammenspiel alter IT-Systeme mit neuen ermöglicht. "Im Krieg von morgen wird Business Objects wenig helfen."

Ob die Übernahme, die in bar und mit Krediten bezahlt werden soll, zustande kommt, hängt nun davon ab, ob SAP mindestens 50,01 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals angedient bekommt. Zudem müssen die französische Börsenaufsicht und das Finanzministerium in Paris dem Geschäft zustimmen.

Kurz nach Bekanntwerden des Übernahmeangebots aus Deutschland teilte Business Objects enttäuschende Zahlen mit. Es rechne für das dritte Quartal mit einem Gewinn je Aktie vor Sonderposten zwischen 36 und 39 Dollar-Cent. Das liegt deutlich unter den Erwartungen von Analysten, die durchschnittlich 51 Cent je Aktie erwartet hatten. Der Umsatz soll nach Angaben von Business Objects zwischen 366 Millionen Dollar und 370 Millionen Dollar liegen. Hier hatten Analysten 385,1 Millionen Dollar erwartet.

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