Traditionsmarke:Geschäft geplatzt

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Selbst Daimler-Chef Dieter Zetsche und Fußball-Star Philipp Lahm hatten sich für das Modeunternehmen Bogner interessiert. Nun will Willy Bogner seine Firma doch nicht verkaufen.

Von Caspar Busse, München

Nun hat Willy Bogner, 73, doch noch einen Rückzieher gemacht. Kurz vor dem Finale hat der Unternehmer, Skifahrer und Filmemacher den geplanten Verkauf seiner Firma abgeblasen. "Willy Bogner hat entschieden, diesen Weg im Moment nicht weiter zu verfolgen, sondern die weitere Expansion mit dem eigenen Team voranzutreiben", teilte die Traditionsfirma am Mittwochabend mit. Eigentlich sollte das Geschäft demnächst besiegelt werden.

Schon vor einen Jahr hatte Willy Bogner die Investmentbank Goldman Sachs mit der Suche nach einem Käufer beauftragt. Es hätten sich viele Interessenten weltweit gemeldet, teilte Bogner nun mit. Darunter war unter anderem die Beteiligungsfirma Permira, die auch schon beim Modekonzern Hugo Boss engagiert war, die Anteile in den vergangenen Monaten aber wieder über die Börse mit einem guten Gewinn verkauft hatte. Zuletzt war noch ein Konsortium um den ehemaligen Chef der Parfum-Firma Coty, Bernd Beetz, im Rennen. Dieser hatte einige prominente Privatinvestoren, darunter den Fußballer Philipp Lahm und den Daimler-Chef Dieter Zetsche, sowie einen chinesischen Investor um sich versammelt und sich große Hoffnung auf einen Zuschlag gemacht.

Nun ist das Geschäft aber geplatzt. Grund ist offenbar, dass Bogner mit dem möglichen Kaufpreis höchst unzufrieden ist. Das Konsortium um Beetz und Lahm hatte zwischen 250 und 300 Millionen Euro geboten. Bogner selbst wollte aber ursprünglich mehr als das Doppelte dieser Summe erlösen. Das Problem: Zuletzt liefen die Geschäfte von Bogner nicht gut, insbesondere die Krise in Russland machte den Münchnern zu schaffen, dort war Bogner lange besonders beliebt. "Natürlich spürt man, dass Russland weggebrochen ist, das spürt derzeit die ganze Modebranche", räumte eine Sprecherin ein. Dennoch blicke man zuversichtlich in die Zukunft. So sei die Eröffnung drei neuer Läden in Basel, in Hannover und in Nürnberg geplant. Der Bogner-Umsatz inklusive dem Lizenzgeschäft lag zuletzt bei etwa 230 Millionen Euro mit etwa 900 Mitarbeitern.

Wie es nun weitergeht, ist aber offen. Bogner hatte vor einigen Jahren schon mal von einem Börsengang geträumt, diesen dann aber ebenfalls verworfen. Innerhalb der Familie gibt es keinen Nachfolger, der die Firma übernehmen könnte. Bogner müsste in eine Expansion, besonders im Ausland, investieren. Aber woher soll das notwendige Kapital kommen? Außerdem hängt das Unternehmen sehr an der Person von Willy Bogner. Seine Frau Sonia ist ebenfalls im Vorstand und für Design zuständig. Der Vater von Willy Bogner hatte die Firma 1932 in einem Münchner Hinterhof gegründet, sie ist bis heute in Familienbesitz. Seit 1936 stattet Bogner die deutsche Winter-Olympia-Mannschaft aus. Willy Bogner war zunächst ein erfolgreicher Skifahrer und trat 1970 in das Unternehmen seines Vaters ein. Er baute es zu einem international tätigen Sport- und Modeanbieter aus.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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