Toll Collect:Siemens-Chef: "Dieses Projekt muss ein Erfolg werden"

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Der Münchner Konzern ist gebeten worden, sich an dem Maut-Projekt zu beteiligen. Ob er dies tut, ist aber unklar.

"Wir sind gebeten worden zu prüfen, ob wir uns an der Software-Entwicklung beteiligen können", hatte ein Siemens-Sprecher der Berliner Zeitung gesagt. Im Gespräch sind nach Angaben des Blattes sowohl eine Beteiligung von Siemens an dem Maut-Konsortium wie auch eine umfangreiche technische Zuarbeit.

Heinrich von Pierer (Foto: Foto: AP)

Bereits seit längerem kursieren Spekulationen, wonach Siemens als Hersteller der Bordcomputer für die Erfassung der geplanten Lkw-Maut in das Konsortium Toll Collect um DaimlerChrysler und Deutsche Telekom einsteigen könnte.

Ein Erfolg muss sein!

Im bayerischen Fernsehen betonte Siemens-Chef Heinrich von Pierer die Bedeutung des Mautsystems. "Dieses Projekt muss ein Erfolg werden", sagte er in einem Interview. Technisch sei es noch durchaus möglich.

Auf direkte Anfrage schweigt der Konzern allerdings zu den Spekulationen über eine Zusammenarbeit mit Toll Collect. "Wir sind nicht die handelnden Parteien", sagte ein Siemens-Sprecher. Der Konzern sei schon vor längerer Zeit gebeten werden, zu prüfen, ob er sich an der Software-Entwicklung beteiligen könne. Diese Anfrage sei aber durch die aktuellen Entwicklungen überholt.

Die Berliner Zeitung hatte unter Berufung auf Siemens berichtet, der Konzern prüfe eine mögliche Zusammenarbeit. Hier sei "eine Aussage, die vor einigen Wochen noch Gültigkeit hatte, in einen aktuellen Kontext gehoben worden", hieß es nun bei Siemens.

Industriepräsident Michael Rogowski sagte im Deutschlandfunk, der Ruf der deutschen Firmen im Ausland habe durch diesen rabenschwarzen Tag einen Dämpfer bekommen. Nach Ansicht des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) schadet das Maut-Desaster den Exporten deutscher High-Tech-Produkte. Auch der Transrapid sei an unzureichenden Rahmenbedingungen gescheitert.

Das Echo in europäischen Nachbarländern war bereits verheerend: Die Presse kommentierte das vorläufige Scheitern des Maut-Projektes als "industriepolitischen Supergau" ( Basler Zeitung/Schweiz) und eine "Ohrfeige für Deutschland" ( Les Echos/Frankreich). Das Image des Standortes sei ausgerechnet im sensiblen Bereich der Hochtechnologie angekratzt, schrieb Die Presse (Österreich).

Verbessertes Angebot an die Regierung

Einem Bericht der Welt zufolge will Toll Collect schon bald ein verbessertes Angebot vorlegen und so den Vertrag mit dem Bund doch noch retten. Die Unternehmen seien bereit, die Haftungssumme auf bis zu einer Milliarde Euro aufzustocken, berichtete die Zeitung am Donnerstag unter Berufung auf Unternehmenskreise.

Zudem solle eine Erhöhung der Vertragsstrafen auf bis zu 100 Millionen Euro akzeptiert werden. Auch die geforderte Mindestanzahl von Lkw-Bordcomputern - 500 000 Stück bis Jahresende - wolle Toll Collect garantieren. Eine unbegrenzte Haftung werde aber weiterhin abgelehnt.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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