Tiefrote Zahlen:Infineon baut 3000 Stellen ab

Die Krisentochter Qimonda zieht den Chiphersteller Infineon tief in die roten Zahlen. Nun setzt der Konzern auf ein Sparprogramm und baut vor allem an deutschen Standorten Stellen ab.

Der Titel klingt fast schon so kompliziert wie ein Software-Quellcode: Mit dem Sanierungsprogramm IFX 10+ will der angeschlagene Chiphersteller Infineon wieder auf die Erfolgsspur zurückkehren. Und Erfolge braucht der neue Unternehmenschef Peter Bauer dringend.

Tiefrote Zahlen: Krise bei Infineon: Die Speicherchip-Tochter Qimonda zieht den Konzern tief in die roten Zahlen.

Krise bei Infineon: Die Speicherchip-Tochter Qimonda zieht den Konzern tief in die roten Zahlen.

(Foto: Foto: dpa)

Im dritten Quartal des Geschäftsjahres betrug der Konzernverlust 592 Millionen Euro. Volkswirte hatten nur mit einem Verlust von 271 Millionen Euro gerechnet. Schlimmer noch: Das Unternehmen musste erneut Abschreibungen auf die kriselnde Speicherchiptochter Qimonda verbuchen.

Nun reagiert Infineon und kündigt einen weitgehenden Stellenabbau an. 3000 der rund 43.000 Arbeitsplätze bei Infineon und der Tochter Qimonda würden wegfallen, teilte das Unternehmen mit. Der Abbau betreffe "alle Standorte, Funktionen und Hierarchieebenen".

Zwei Drittel der 3000 betroffenen Stellen sollten jedoch in Deutschland wegfallen, sagte Konzernchef Peter Bauer am Freitag bei einer Telefonkonferenz. Betroffen seien vor allem die Standorte München, Regensburg und wie bereits angekündigt Dresden.

Weltweit beschäftigt Infineon ohne die Speicherchip-Tochter Qimonda etwa 30.000 Mitarbeiter. An den deutschen Standorten sollen in München 650 von 4400 Stellen gestrichen werden, in Regensburg 600 von 2400 und in Dresden 650 von 2300. Im österreichischen Villach will Infineon die Zahl der Mitarbeiter von derzeit 2400 auf 2000 reduzieren.

Sorge um Qimonda

Die rund 650 Stellen in der Qimonda-Fabrik in Dresden seien bereits in der Zahl enthalten. Deren Streichung hatte das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr angekündigt. "Die Risiken der aktuellen Marktbedingungen, die nachteilige Wechselkursentwicklung und die Anforderungen der Reorganisation an das Unternehmen machen einen Personalabbau unvermeidlich", sagte Infineon-Chef Bauer.

Das Sanierungsprogramm IFX 10+ setzt auf drei Kernpunkte. Die angestrebte Margenverbesserung soll durch ein "konsequentes Portfoliomanagement", "eine stärkere Senkung der Herstellkosten" sowie "eine Effizienzsteigerung der Organisation" erreicht werden.

"Ausgehend vom dritten Quartal des Geschäftsjahrs 2008 bis zum vierten Quartal des Geschäftsjahrs 2009 erwartet Infineon aus der Umsetzung IFX10+ jährliche Einsparungen in Höhe von mehr als 200 Millionen Euro", erklärte Infineon.

Vor allem die Speicherchip-Tochter Qimonda bereitet Infineon derzeit Sorgen. Im abgelaufenen Geschäftsquartal nahm das Unternehmen erneut eine Abschreibung auf ihren 77,5-prozentigen Anteil an Qimonda in Höhe von 411 Millionen Euro vor. Zusammen mit dem Quartalsverlust von Qimonda ergebe das ein negatives Ergebnis aus dem nicht fortgeführten Geschäft von minus 637 Millionen Euro.

Verkauf von Produktionsanlagen

Qimonda kämpft nicht nur mit weiterhin niedrigen Speicherchip-Preisen, sondern auch mit hohen Restrukturierungskosten. Zudem drohen weitere Abschreibungen infolge der allgemein schlechten Branchenlage und des zuletzt auf unter zwei Dollar gefallenen Aktienkurses.

Die Infineon-Tochter hält sich seit nunmehr fünf defizitären Quartalen in Folge durch den Verkauf von Produktionsanlagen, ganzen Werken und zuletzt auch durch die Ausgabe einer Wandelanleihe über Wasser. Darüber hinaus drosselte das Qimonda-Management Forschung und Entwicklung; geplante Fabrik-Neubauten legte es auf Eis. Um die Krise zu überstehen, will das Unternehmen auch weitere Partnerschaften bei Entwicklung und Produktion prüfen.

Dagegen entwickelte sich bei Infineon das Kerngeschäft mit Logikchips besser als erwartet. Bei einem Umsatz von 1,029 Milliarden Euro sei ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 71 Millionen Euro im Kerngeschäft erwirtschaftet worden. Damit übertraf der Konzern die Erwartungen zahlreicher Analysten.

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