Thomas Cook:"Holtrop muss in Kürze gehen"

Lesezeit: 1 min

Der Reisekonzern bekommt schon wieder einen neuen Chef. Der Vorstandsvorsitzende Thomas Holtrop wird die Firma nach nur einem Jahr Amtszeit verlassen.

Meite Thiede

"Holtrop muss in Kürze gehen", sagte ein mit der Lage Vertrauter aus Kreisen des Aufsichtsrats der Süddeutschen Zeitung. Das Unternehmen und auch die Gesellschafter, zu gleichen Teilen Karstadt-Quelle und Lufthansa, lehnten einen Kommentar ab.

Thomas Holtrup wird Thomas Cook nach nur einem Jahr verlassen. (Foto: Foto: ddp)

Der Rücktritt Holtrops deutet nach Meinung von Experten darauf hin, dass die Gesellschafter sich über die Zukunft ihrer Firmentochter geeinigt haben. Seit Monaten liefern sie sich einen Preispoker.

Karstadt-Quelle möchte Thomas Cook ganz übernehmen, weil Touristik in dem Konzern zum Kerngeschäft zählt. Lufthansa hat aber an der Touristik kein strategisches Interesse mehr. Unklar war bisher eine Lösung für die Thomas-Cook-Tochter Condor.

Position überflüssig

Branchenkenner vermuten nun, dass Lufthansa Condor integriert und Karstadt-Quelle im Gegenzug die Anteile von Thomas Cook ganz übernimmt. Die Positions Holtrops, der im Vorstand für die Konzernentwicklung und -steuerung verantwortlich ist, sei damit überflüssig.

Die operative Führung des Reisegeschäfts könnte der 46 Jahre alte Peter Fankhauser übernehmen, der im Vorstand für den Absatzmarkt Kontinentaleuropa verantwortlich ist. Die Entwicklung kommt überraschend, zumal der 52 Jahre alte Holtrop eine Strategie für den nach TUI zweitgrößten Reisekonzern Europas entwickelt hatte, die nach SZ-Informationen die volle Unterstützung der Gesellschafter gefunden hatte.

Die Branche befindet sich im Umbruch; die klassische Pauschalreise und der Vertrieb über Reisebüros verlieren an Boden. Außerdem ist das Geschäft riskant geworden, seitdem Terroranschläge und Naturkatastrophen sich häufen.

Kein Konsens mit Alteingesessenen

Holtrop war dabei, den Reiseveranstalter Thomas Cook zu einem flexiblen und mit wenig Kapitalbindung belasteten Händler umzubauen. Gleichzeitig hat Holtrop den Internet-Vertrieb forciert.

Offenbar hat es der frühere T-Online-Vorstandschef aber nicht geschafft, die Arbeitnehmer für sich zu gewinnen. Schon früh hatte er eigene Leute in Schlüsselpositionen gesetzt, die aber keinen Konsens mit der alteingesessenen Mannschaft herstellen konnten, heißt es.

© SZ vom 12.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: