Telekom-Bilanzen:Vermögen vor Börsengängen überbewertet

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Ein Gutachten zeigt offenbar, dass die Telekom ihr Immobilienvermögen massiv überbewertet hat. Anleger fühlen sich getäuscht und fordern Schadensersatz. Die Telekom bezweifelt jedoch die im Gutachten genannten Zahlen.

Im jahrelangen Streit um die Bewertung ihrer Immobilien hat die Deutsche Telekom nach Zeitungsangaben einen Rückschlag erlitten.

Anleger werfen der Telekom vor, ihre Bilanzen vor den Börsengängen geschönt zu haben. (Foto: Foto: AP)

Laut einem Bericht der Financial Times Deutschland kommt ein neues Gutachten im Auftrag der Staatsanwaltschaft Bonn zu dem Ergebnis, dass der Konzern sein Immobilienvermögen kurz vor dem Börsengang in seiner Eröffnungsbilanz 1995 mit rund 2,8 Milliarden Mark (rund 1,4 Milliarden Euro) zu hoch bewertete.

Für den zweiten Börsengang sei der Immobilienbesitz 1998 mit rund drei Milliarden Mark zu hoch ausgewiesen worden, heißt es nach Informationen der FTD in dem Dokument.

Telekom: Rückrechnung nicht möglich

Anleger werfen der Telekom vor, ihr Immobilienvermögen zu hoch bewertet und damit unrichtige Angaben zu ihren Börsengängen gemacht zu haben.

Telekom-Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick wies dies zurück. "Unsere Spezialisten sagen uns, dass das Gutachten keine Rückrechnung auf den damaligen Wert zulässt", sagte Eick am Donnerstag.

Das umfangreiche Gutachten liege dem Unternehmen vor. Eick bekräftigte, dass die Ermittlungen keine Auswirkungen auf das Ergebnis des Bonner Konzerns haben werden.

Bereits seit Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft Bonn in dem Fall. Mit dem Gutachten wird laut "FTD" eine Anklage gegen die beschuldigten Manager und Wirtschaftsprüfer wahrscheinlicher.

Das Gutachten, das ein Immobilien-Sachverständiger erstellt hat, sei der letzte wichtige Schritt vor Abschluss der Ermittlungen, berichtet die Zeitung.

Ungenaue Methode

Die Untersuchung gilt zudem als wichtiges Beweismittel in einem parallel laufenden Schadensersatzprozess tausender Anleger gegen die Telekom.

Im Zentrum der Ermittlungen steht die Frage, ob die von der Telekom gewählte Methode zur Bewertung ihrer Immobilien rechtens war.

Der Konzern hatte gleichartige Grundstücke und Gebäude großteils zu Gruppen - so genannten Clustern - zusammengefasst und daraus Durchschnittswerte ermittelt, statt die Immobilien einzeln zu bewerten. Kritiker halten diese Methode für zu ungenau.

Die nun erstellte Studie, deren Kosten mit etwa zwei Millionen Euro veranschlagt werden, bewertet die Immobilien nach Nutzungsart und Region - und damit ebenfalls nach Gruppen, monieren laut "FTD" Kritiker aus dem Telekom-Umfeld: "Das Gutachten zeigt nur, dass eine Einzelbewertung unmöglich ist, weil das Jahre bräuchte." Die Telekom wollte die Untersuchung dem Bericht zufolge nicht kommentieren.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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