Telekom bekommt neue Führungsspitze:"Dann gibt es weniger Silodenken"

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Unternehmenschef Obermann verteilt konzernweite Aufgaben und beruft ein prominentes Gremium, welches bei Strategiefragen helfen soll.

C. Dohmen und H.-J. Jakobs

Nach drei Wochen als neuer Chef bei der Deutschen Telekom hat Rene Obermann nun mit der Bildung der Vorstandsmannschaft sein erstes Etappenziel erreicht.

Drei neue Mitglieder für den Vorstand (Foto: Foto: ddp)

Der Aufsichtsrat habe die Neuordnung der Führungspitze beschlossen, erfuhr die Süddeutsche Zeitung am Dienstagnachmittag aus Unternehmenskreisen. Zu diesem Zeitpunkt dauerte die Sitzung des Aufsichtsrates allerdings noch an. Auf der Tagesordnung hatte mit den Personalien Timotheus Höttges, Hasmid Akhavan und Regine Büttner gleich die Wahl drei neuer Mitglieder in dem sechsköpfigen Vorstand von Europas größtem Telekomkonzerns gestanden.

Wider die Grabenkämpfe

Höttges solle künftig mit der Festnetzsparte das Sorgenkind des Bonner Unternehmens leiten, wo bis zum Jahresende voraussichtlich 1,5 Millionen Kunden kündigen werden, hieß es in Unternehmenskreisen. Akhavan übernehme die Verantwortung für den Mobilfunk, wo er bereits seit vier Jahren für die Technik zuständig ist. Sowohl Höttges als auch Akhavan übernähmen neben ihren Sparten übergreifende Bereiche.

So soll sich der 45-jährige Ingenieur Akhavan auch um die Produktentwicklung und Produktinnovationen, der 44-jährige Höttges soll sich um den Vertrieb von Festnetzsparte und Mobilfunk kümmern. Dazu gehören beispielsweise die T-Punkt-Läden. Höttges hatte zuletzt als Verantwortlicher für die Vertriebsoffensive der Telekom gepunktet, bei der neben verschiedenen Sparten auch der Fachhandel eingebunden war.

Für die Geschäftskunden bleibe Lothar Pauly zuständig, der sich zudem übergreifend um das Netz und den Einkauf kümmern solle. Durch die konzernübergreifenden Zuständigkeiten wolle Telekom-Chef Obernamm Grabenkämpfe zwischen den einzelnen Sparten verhindern. "Dann gibt es weniger Silodenken", sagte ein Telekom-Manager. Unter dem Wettbewerb, beispielsweise zwischer der Festnetz- und Mobilfunksparte, leidet nach Ansicht von Experten das Geschäft der Telekom.

Trotz heftigen Widerstands habe der Aufsichtsrat an der Wahl Regine Büttners zum neuen Personalvorstand bis zuletzt festhalten wolle, hieß es in Aufsichtsratskreisen. Büttner steht den Gewerkschaften sehr nahe. Ihre stärksten Fürsprecher hat sie bei den Gewerkschaftlern von Verdi. Gegen die ehemalige Personalchefin von T-Systems gab es jedoch erhebliche Vorbehalte bei Managern und Betriebsräten.

Bis zuletzt wurde deshalb auch Dietmar Weslau als Kandidat für die Nachfolge von Heinz Klinkhammer genannt, der seit 1995 den Personalabbau bei der Telekom maßgeblich umgesetzt hatte. Der 60-jährige Klinkhammer macht persönliche Gründe dafür verantwortlich, dass er nicht mehr weitermachen möchte.

Auf den Personalvorstand der Telekom kommt erhebliche Arbeit zu. Schon beschlossen ist ein Abbau von 32.000 Stellen. Dabei wird es nach Ansicht von Telekomkennern nicht bleiben können. "Allerdings wird Obermann einen Teufel tun und das Thema in den nächsten Wochen angehen", sagte ein Telekom-Kenner.

Illustres Beratergremium

Gehen muss Walter Raizner, der die massive Abwanderung von Kunden im Festnetz nicht stoppen konnte. Der frühere IBM-Manager war erst vor zwei Jahren zur Telekom gewechselt. An Bord bleibt dagegen Finanzvorstand Karl Gerhard Eick, dem selbst Ambitionen auf einen Chefposten nachgesagt werden. Der angesehene Finanzfachmann bleibe stellvertretender Vorstandschef und übernehme künftig noch die Revision, heißt es in Unternehmenskreisen.

Aufgewertet wird Robtert Dotsons Tätigkeit, der Vorstandschef von T-Mobil USA werde künfig direkt an Obermann berichten. Zudem übernehme Dotson die Bereiche Konzernorganisation, Konzernsicherheit sowie Unternehmenskäufe und - verkäufe, hieß es in Telekom-Kreisen vor Ende der Aufsichtsratssitzung.

Obermann setzt außerdem auf ein neues fünfköpfiges Beratergremium, welches die Telekom bei der Weiterentwickung seiner Strategie unterstützen soll. Mit dabei ist nach Informationen der Süddeutschen Zeitung Jürgen Kluge, der zum Jahresende als Deutschland-Chef der Beratungsfirma Mc Kinsey aufhört, der DDB Werbeagenturchef Tonio Kröger sowie Jürgen Meffert, Direktor bei Mc Kinsey und Sohn des Münsteraner Marketingspapstes Heribert Meffert.

Obermann soll sich persönlich um die richtige Besetzung gekümmert haben. Ein Telekom-Sprecher verwies auf Anfrage auf die Aufsichtsratssitzung und wollte die Information über die neuen Top-Berater nicht kommentieren. Einzelheiten werden bei der für Mittwoch angesetzten Pressekonferenz erwartet.

© SZ vom 6.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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