Tarifsystem:Bahn hält an Preiserhöhung fest

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Trotz der Verschiebung ihres Börsengangs will die Bahn die Ticketpreise zum zweiten Mal binnen zwölf Monaten anheben.

Die Ursachen für die Preiserhöhung hätten sich nicht geändert, sagte ein Sprecher am Donnerstag in Berlin.

Bahn-Tickets sollen mit dem neuen Fahrplan teurer werden. Foto: AP (Foto: N/A)

Vor allem die Energiekosten seien stark gestiegen. Die Grünen im Bundestag und Verbände hatten gefordert, die Anhebungen zum 12.Dezember mindestens zurückzunehmen, da sie sich mit dem vorläufigen Aus für die Börsenpläne erledigt hätten.

Die Ticketpreise für Millionen Reisende sollen zum zweiten Mal binnen zwölf Monaten steigen. Im Fernverkehr ist eine Anhebung im Schnitt von 3,1 Prozent beschlossen. Im Nahverkehr sollen Tickets um bis zu 3,9 Prozent teurer werden. Dem müssen aber die Länder zustimmen.

"Die Bahn braucht dringend ein einfacheres, für die Kunden verständliches Tarifsystem mit einheitlichen Preisen", forderte der Vorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Karl-Peter Naumann. Die Opposition legte Bahn-Chef Hartmut Mehdorn den Rücktritt nahe.

Der verkehrspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Dirk Fischer, sagte, Mehdorns Kurs sei gescheitert. Der Bahn-Chef, der etwa bei der missratenen Preisreform im vergangenen Jahr "schwere Managementfehler" zu verantworten habe, würde dem Unternehmen am meisten dienen, wenn er seinen Hut nähme, sagte Fischer.

Das Vertrauen zwischen Mehdorn und dem Parlament sei "schwer gestört, wenn nicht zerstört", klagte der Grünen-Politiker Schmidt im WDR-Hörfunk. Er bezog sich auf ein am Donnerstag bekannt gewordenes Schreiben Mehdorns an den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), in dem sich der Bahn-Chef über die Verkehrspolitiker der Fraktionen beschwerte.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) forderte eine Kurskorrektur. Dazu gehöre auch, dass sich der Bund nicht länger aus der Verantwortung für den Erhalt und den Ausbau des Schienennetzes zurückziehen dürfe, sagte VCD-Sprecher Daniel Kluge der Financial Times Deutschland.

Die IG Metall warnte, die Zurückhaltung der Bahn bei Investitionen wegen der sinkenden Zuschüsse durch den Bund gefährde tausende Arbeitsplätze in der Schienenfahrzeugindustrie.

Stolpe stellte sich hinter Mehdorn und verteidigte die am Vorabend von Aufsichtsratschef Michael Frenzel überraschend verkündete AAufschiebung der Privatisierung.

Die Lage der Bahn vor einem Börsengang müsse "einigermaßen sicher und wirtschaftlich stabil sein", sagte der Minister. Dies sei für das Jahr 2006 "derzeit nicht voraussehbar".

Daher sei es richtig gewesen, "klipp und klar" zu sagen: "Dieses sehr ehrzeigige Ziel wollen wir aufgeben." Auch Pro-Bahn-Chef Naumann zeigte sich überzeugt, dass Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) seinen Vertrauten Mehdorn zumindest bis zur Bundestagswahl 2006 weiter stützen werde - schon um die vermehrt öffentlich ausgetragene Debatte über Form und Zeitpunkt des Börsengangs nicht weiter zu belasten.

© sueddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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