Tarifrunde:Metaller lehnen Angebot ab

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Die Arbeitgeber wollen zwei Prozent mehr Lohn zahlen, die IG Metall fordert sechs Prozent. Weiterer Streitpunkt ist eine bezahlte Verkürzung der Arbeitszeit, wie sie die Arbeitnehmer fordern.

Von Detlef Esslinger, München

In der Metall- und Elektroindustrie haben die Arbeitgeber am Mittwoch ein Angebot vorgelegt. Sie bieten den fast vier Millionen Beschäftigten zwei Prozent mehr Geld, und zwar für den Zeitraum vom 1. April 2018 bis 31. März 2019. Für die drei Monate davor soll es eine Einmalzahlung von 200 Euro geben. Darüber hinaus wollen die Arbeitgeber die wöchentliche Arbeitszeit "bedarfsgerecht" ausbauen, sagte die Verhandlungsführerin der bayerischen Metall-Arbeitgeber, Angelique Renkhoff-Mücke, der Süddeutschen Zeitung. Dafür solle es eine "entsprechende Entlohnung" geben.

Mit dem Angebot gehen die Arbeitgeber nur teilweise auf die Forderungen der IG Metall ein. Diese verlangt sechs Prozent mehr Geld, und zwar fürs Jahr 2018. Darüber hinaus strebt sie keine Verlängerung der Arbeitszeit an, sondern eine Verkürzung. Die Arbeitnehmer sollen das Recht bekommen, ihre Arbeitszeit für maximal zwei Jahre auf bis zu 28 Stunden senken zu dürfen. Den dadurch entstehenden Lohnausfall sollen die Arbeitgeber bei Schichtarbeitern sowie bei Beschäftigten, die sich um Kinder oder Eltern kümmern wollen, teilweise ausgleichen. Die Arbeitgeber lehnen insbesondere diesen Entgeltausgleich kategorisch ab. "Wir können uns nicht vorstellen, darüber zu verhandeln", sagte Verhandlungsführerin Renkhoff-Mücke. Die IG Metall wiederum erklärte, ein Paket mit den Themen Entgelt und Arbeitszeit gefordert zu haben. "Und wir verhandeln auch nur über ein Paket", sagte ihr bayerischer Bezirksleiter Jürgen Wechsler.

Warnstreiks im Januar gelten als wahrscheinlich

Die Verhandlungen werden derzeit noch separat in den verschiedenen Tarifbezirken geführt. Am Mittwoch stand außer in Bayern noch in Niedersachsen/Sachsen-Anhalt sowie im Bezirk Mitte (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Thüringen) die zweite Verhandlungsrunde an. Dort legten die Arbeitgeber dasselbe Angebot vor. Später wird in einem der Tarifbezirke ein Pilotabschluss ausgehandelt, der dann in der Regel bundesweit übernommen wird. Voraussichtlich wird diesmal Baden-Württemberg der Pilotbezirk sein.

Bevor es zu einem Abschluss kommt, dürften jedoch noch äußerst schwierige Gespräche folgen, vor allem wegen des Arbeitszeit-Themas. Renkhoff-Mücke sagte der SZ: "Wir müssen die IG Metall überzeugen, dass diese Forderung substanzlos und unbegründet ist." Sie leitet im Hauptberuf den Jalousien- und Markisenhersteller Warema in Marktheidenfeld, der in den 1950er-Jahren von ihrem Vater gegründet wurde. In ihrer Firma lehnten selbst die Mitarbeiter in der Produktion die Forderung nach bezahlter Arbeitszeitverkürzung ab, sagt sie. "Sie fragen, wer denn dann die Arbeit machen solle."

Die Friedenspflicht in der Metallindustrie läuft zum Jahresende ab. Warnstreiks im Januar gelten als wahrscheinlich, 24-Stunden-Streiks und Urabstimmung im Februar als denkbar. Die Arbeitgeber fürchten Streiks diesmal besonders, schließlich sind ihre Auftragsbücher voll. Verhandlungspartner Wechsler von der IG Metall nannte die angebotenen zwei Prozent "eine Provokation, angesichts der sehr guten Wirtschaftslage nicht verhandlungsfähig".

© SZ vom 07.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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