SZ-Serie: Rohstoffe (X):Kakao: Warten auf den Wahlausgang

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Rund 40 Prozent der weltweiten Kakaoproduktion stammt von der Elfenbeinküste. Der Kakaomarkt hängt damit direkt von den Entwicklungen in der krisengebeutelten Region ab.

Meite Thiede

Kaum jemand mag im Moment eine Prognose abgeben, in welche Richtung sich die Preise für Kakao entwickeln werden. Seit einem Jahr schwankt der Preis zwischen 800 und 1000 Pfund je Tonne, und jetzt warten alle Marktteilnehmer auf den Oktober.

Ein Landarbeiter an der Elfenbeinküste zeigt Kakaobohnen. (Foto: Foto: dpa)

Dann finden in dem seit drei Jahren vom Bürgerkrieg gebeutelten westafrikanischen Staat Elfenbeinküste Parlamentswahlen statt. Deren Ausgang wird eine starke Wirkung auf den Kakaomarkt haben, weil die Elfenbeinküste Hauptlieferant der Kakaobohne ist.

Im Kakaojahr 2003/04, das Ende September endet, produzierte der Staat etwa 40 Prozent der gesamten Welternte von 3,49 Millionen Tonnen. Das zweitwichtigste Land, Ghana, kam nur auf die Hälfte der ivorischen Menge.

Kämpfe behindern Kakao-Transporte

Schwankungen im Kakaopreis sind fast immer auf die politische Lage an der Elfenbeinküste zurückzuführen. Diese beeinflusst zudem Qualität und Menge der angebauten Bohnen. Manchmal fallen Ernten einfach aus oder werden wegen der Kämpfe nicht zu den Häfen transportiert.

Bemühungen anderer Länder, den Anbau von Kakao in Gang zu bringen, werden deshalb von der Kakao verarbeitenden Industrie begrüßt. Sowohl die amerikanische Regierung als auch der Süßwarenproduzent Mars unterstützen etwa ein Projekt in Vietnam.

Wie bei anderen Rohstoffen haben Spekulationen seit einigen Jahren Einfluss auf die Preisbildung. Fundamentale Daten geraten gelegentlich in den Hintergrund, heißt es beim Verein der am Rohkakaohandel beteiligten Unternehmen.

Orangebraun oder gelbgrün

Einen so spektakulären Fall wie im Sommer 2002, als der Londoner Händler Anthony Ward drei Viertel der in dem Monat in London gehandelten Menge aufkaufte - das waren fünf Prozent der Welternte - hat es aber nicht wieder gegeben.

Die wichtigsten Handelsplätze für die Kakaobohnen sind New York und London. Privatanleger können mit verschiedenen Zertifikaten von der Entwicklung auf dem Kakaomarkt profitieren.

Kakao wird in Äquatornähe angebaut. Die orangebraunen oder gelbgrünen Bohnen werden bis zu 20 Zentimeter lang. Mit Macheten schneiden die Bauern die Früchte vom Stamm, öffnen sie, schichten die Samen zu Haufen auf und decken sie mit Bananenblättern ab. Erst in der Gärung entwickelt sich das typische Kakao-Aroma.

Deutschland, das Schoko-Land Nummer eins

Der weit überwiegende Teil der Bohnen - mehr als 90 Prozent der Welternte - wird von der Süßwarenindustrie zu Schokolade, Keksen oder Riegeln verarbeitet. Der Rest geht an die kosmetische und die Pharmaindustrie. Auch Cremes und Badezusätzen findet sich Kakaobutter.

In keinem anderen Land ist Schokolade so heiß begehrt wie in Deutschland. Der Pro Kopf-Verbrauch liegt nach den Daten des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie bei 8,37 Kilogramm. Weitere 2,14 Kilogramm verbraucht jeder Deutsche im Schnitt jährlich in kakaohaltigen Getränken oder Brotaufstrichen.

Größter Abnehmer der unverarbeiteten Bohnen sind die Niederlande. Dort wurden 2004 445.000 Tonnen Rohkakao etwa zu Pulver verarbeitet.

© SZ vom 18.08.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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