SZ-Portrait:Albrecht Schmidt

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Chef der HypoVereinsbank und Retter Leo Kirchs

(SZ vom 13.02.02) - Früher gab es in München zwei Banken, die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank und die Bayerische Vereinsbank, wobei letztere als die "preußische" galt. Als die beiden 1998 zur HypoVereinsbank fusionierten, war es irgendwie konsequent, dass der Chef der Vereinsbank, Albrecht Schmidt, die Führung des neuen, nunmehr zweitgrößten Kreditinstituts Deutschlands übernahm, schließlich galt er eher als "Preuße", obwohl er 1938 in Leipzig geboren wurde und in Stuttgart aufwuchs. Aber es wurden ihm etliche preußische Tugenden zugesprochen: effizient, zielstrebig, diskret und auch knallhart, wenn es sein muss.

Der Mann mit den preußischen Tugenden: Vereinsbank-Chef Albrecht Schmidt. (Foto: N/A)

Absolutes Vertrauensverhältnis

So ganz falsch können die Klischees nicht sein, wie die Entwicklung zeigt. Einen Monat nach der Fusion am 1. September 1998 wurde bekannt, dass aus spekulativen Immobiliengeschäften der alten Hypo-Bank ein Wertberichtigungsbedarf von 3,5 Milliarden Mark entstanden war. Schmidt bekannte öffentlich, welch große "Wut im Bauch" er deswegen habe. Es folgte ein heftiger öffentlicher Streit mit dem ehemaligen Hypo-Chef Eberhard Martini, an dessen Ende Martini das Unternehmen verließ und der New Yorker Investmentbanker Kurt Viermetz die Leitung des Aufsichtsrats übernahm. Zwischen Viermetz und Schmidt besteht ein absolutes Vertrauensverhältnis.

Machtkampf hinter Kulissen

Ein weiteres Beispiel des Schmidt-Managements konnte man vor kurzem beobachten. Ebenso wie die Deutsche Bank versucht die HypoVereinsbank, mit einer neuen Management-Struktur auf den zunehmenden Wettbewerbsdruck in der Branche zu reagieren. Bei der Deutschen Bank führte das zu einem öffentlich ausgetragenen Machtkampf, bei dem der künftige Chef, Josef Ackermann, im Mittelpunkt stand und eines der angesehensten Vorstandsmitglieder von Bord ging. Auch bei der Reorganisation im Hause Schmidt gab es Spannungen, auch hier kündigten zwei Manager, weil sich ihre Karrierehoffnungen zerschlugen. Nur bekam von dem allen außer Fachjournalisten niemand etwas mit.

Kirchs Kreditwürdigkeit angezweifelt

Und nun Leo Kirch: Der Münchner Medienunternehmer ist bei der HypoVereionsbank mit rund 500 Millionen Euro verschuldet. Aber darüber wurde in der Öffentlichkeit kaum geredet, auch als die finanziellen Probleme der Kirch-Gruppe längst evident waren. Stattdessen beschäftigte man sich ausgiebig mit dem Engagement der Dresdner Bank, der Bayerischen Landesbank und zuletzt vor allem der Deutschen Bank. Deren Vorstandssprecher Rolf Breuer zog, ungewöhnlich genug, öffentlich Kirchs Kreditwürdigkeit in Zweifel.

Der Deutschen Bank eins ausgewischt

Schmidt handelte unterdessen im Stillen. Am vergangenen Freitag überbrachte er Leo Kirch persönlich das Angebot, dessen Anteile am Springer-Verlag für 1,1 Milliarden Euro zu übernehmen, um sie später weiter zu veräußern. Das Angebot war so sensationell, dass es nicht lange geheim zu halten war. Jetzt hat die HypoVereinsbank die Aussicht auf attraktive Erlöse aus dem Springer-Paket und einen nicht zu unterschätzenden Werbeerfolg: Schmidt hat der Deutschen Bank eins ausgewischt, und er lässt einen guten Kunden nicht hängen - die Botschaft dürfte auch bei anderen Unternehmen angekommen sein.

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