SuSE Linux AG:Novell schluckt grünes Chamäleon

Lesezeit: 2 min

Der Nürnberger Linux-Pionier SuSE geht für 210 Millionen Dollar in den Besitz des traditionsreichen amerikanischen Software-Hauses Novell über, das selbst lange als Übernahmekandidat gehandelt wurde.

Ungeachtet aller Euphorie um das Geschäft mit der Windows-Alternative konnte sich auch die Linux-Branche der Krise in der High-Tech-Wirtschaft nicht entziehen. "Wir haben hohe Erwartungen", sagte SuSE-Vorstandschef Richard Seibt im AP-Gespräch.

Das von der Nürnberger Schmiede entwickelte SuSE Linux. (Foto: Foto: AP)

Mit der Übernahme durch Novell erschließe sich die zehn Jahre bestehende SuSE Linux AG neue weltweite Vertriebsmöglichkeiten und zusätzliche Impulse für technologische Innovationen.

Stammgeschäft Linux

Das Stammgeschäft von SuSE ist der Verkauf von Linux-Paketen, Novell hingegen ist mit seinem Netz-Betriebssystem Novell Netware schon immer im Firmengeschäft zu Hause gewesen und entwickelt auch komplexe Sicherheits- und Systemmanagement-Lösungen.

Die Übernahme durch Novell bildet für SuSE das vorläufige Ende einer schwierigen Übergangszeit. Das Unternehmen war 1991 tief in die roten Zahlen geraten und musste jede vierte Stelle abbauen.

Die Mehrheit am Grundkapital der Gesellschaft übernahmen damals Investoren wie IBM, Intel und der Venture-Capital-Fonds e-millennium 1 mit der Deutschen Bank und SAP als wichtigsten Trägern.

Börsengang war geplant

Eigentlich wollte die SuSE das nötige Kapital fürs Wachstum an der Börse holen - der Kursrutsch und die Krise der IT-Branche haben den im Jahr 2000 schon geplanten Börsengang aber zum Scheitern gebracht.

2001 verloren die Gründerfamilien um Roland Dyroff die Mehrheit am Grundkapital der einstigen "Gesellschaft für Software und Systementwicklung" - von dort stammt die Abkürzung SuSE.

In den vergangenen zwei Jahren wandelte sich "die Suse", wie sie von Linux-Anwendern liebevoll genannt wird, vom Lieferanten der Freaks zum Dienstleister für das Big Business.

Grünes Symboltierchen

Das grüne Chamäleon, die vorwitzig dreinschauende Symbolfigur von SuSE, blieb aber ebenso erhalten wie die Bemühungen um eine feste Verankerung in der Open-Source-Szene, der Gemeinschaft freier Entwickler rund um Linux.

Für Novell ist die erst seit diesem Jahr verfolgte Linux-Strategie ein weiterer Versuch, aus jahrelanger wirtschaftlicher Stagnation herauszufinden. Erst im August dieses Jahres übernahm Novell den Linux-Anbieter Ximian. Mit SUSE werde die neue Strategie abgerundet, erklärte Novell-Vorstandsvorsitzender Jack Messman.

Jetzt sei Novell stark genug, den Herausforderungen des Marktes zu begegnen, sagte er auf die Frage nach den Presseberichten über Novell als Übernahmekandidat. Seinen Optimismus schöpft er auch aus der Tatsache, dass IBM die Novell-Strategie als Partner begleitet und 50 Millionen Dollar in die Gesellschaft investiert.

Stellen sollen sicher sein

Ob das Chamäleon auch unter der Regie der Konzernleitung im fernen Utah weiter lachen kann, werden die nächsten Monate zeigen.

Den SuSE-Mitarbeitern jedenfalls versichert Novell-Chef Messman, dass allenfalls in der Verwaltung einige Stellen eingespart werden sollen: In Nürnberg gebe es 150 hervorragende Linux Spezialisten. "Wir wollen jeden von ihnen behalten."

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: