Stromkonzerne:Kartell der Abzocker

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Die Kartellbehörden sollten die geplanten Preiserhöhungen von Eon und seinen Konkurrenten sehr genau prüfen. Wenn der Staat will, dass auf dem Strommarkt mehr Wettbewerb einzieht, muss er sich in diesen Markt ab und zu einmischen.

Ulrich Schäfer

Niemand kann behaupten, dass Wulf Bernotat die Öffentlichkeit getäuscht hat. Vor vier Wochen hat der Chef des Energieriesens Eon in einer Boulevardzeitung behauptet, Strom sei zu billig angesichts der Lebensqualität, die er schaffe.

Später schob er nach, dass eine normale Familie für Strom pro Tag nicht mehr zahle als für eine Currywurst, ein Glas Bier oder ein Stück Kuchen.

Insofern ist es folgerichtig, dass Eon seine Preise zum Jahreswechsel um zehn Prozent erhöht. Und weil Gas ja ebenfalls die Lebensqualität erhöht, wird auch dieses Produkt aus dem Hause Eon erheblich teurer.

Nicht allein

Der Düsseldorfer Konzern steht damit nicht allein, die anderen Versorger erhöhen ihre Preise ebenfalls kräftig.

Sie begründen dies mit gestiegenen Beschaffungskosten, was beim Gas ja noch einleuchten mag. Gestiegene Beschaffungskosten sind stets auch das Argument, wenn die Ölkonzerne die Spritpreise erhöhen.

Sie verweisen dann auf das Kartell der Opec, das ihnen angeblich die Preise diktiert, und verschweigen, dass sie selber auch ein Kartell bilden. Oder wie lässt sich erklären, dass alle stets am selben Tag die Preise anheben?

Bequem eingerichtet

Ein wenig verhält es sich so auch auf dem Strommarkt. Die vier großen Konzerne haben es sich in ihren Versorgungsgebieten bequem eingerichtet.

Sie wissen, dass es den meisten Verbrauchern zu mühsam ist, ihren Anbieter zu wechseln, wenn dieser die Preise erhöht - zumal dann, wenn die anderen Versorger ebenfalls mehr fordern.

Die Kartellbehörden sollten daher die Pläne von Eon und seinen Konkurrenten sehr genau prüfen. Wenn der Staat will, dass auf dem Strommarkt mehr Wettbewerb einzieht, muss er sich in diesen Markt ab und zu einmischen. Notfalls auch mit Macht.

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