Stromausfälle:Weniger als zwölf Minuten Dunkelheit

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Ein Stromkunde muss innerhalb von zehn Jahren im Durchschnitt nur mit 2,4 Stromausfällen rechnen. Der Wert sinkt schon seit Jahren. Doch die erneuerbaren Energien sind ein Risiko, warnen Branchenkenner.

Von Jan-Philipp Schmidbauer

Deutschland hat eines der zuverlässigsten Stromnetze in Europa. Das geht aus einer Studie des Verbandes der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) hervor. Ein Stromkunde muss innerhalb von zehn Jahren im Durchschnitt nur mit 2,4 Stromausfällen rechnen. Der Wert sinkt schon seit Jahren.

Im Schnitt bleibt jeder Kunde weniger als zwölf Minuten im Jahr ohne Stromversorgung. Das ist der niedrigste Wert, seit der VDE vor zehn Jahren mit der Erhebung der Daten begann. Rechnet man höhere Gewalt, beispielsweise durch Stürme oder Hochwasser hinzu, fällt der Strom für gut 13 Minuten jährlich aus. Im Jahr 2013 war dieser Wert noch deutlich höher. Durch die Überflutungen in Süd- und Ostdeutschland gab es in diesen Regionen mehr Unterbrechungen. Die Haushalte blieben 27 Minuten ohne Elektrizität. In der Studie wurde auch ermittelt, wie lange es im Durchschnitt dauerte, bis der Strom wieder da war. Knapp 55 Minuten mussten die Kunden im Jahr 2014 warten, bis sie ihre elektrischen Geräte wieder benutzen konnten.

Auch wenn das deutsche Stromnetz als sehr zuverlässig gilt, warnen Branchenkenner regelmäßig vor der Gefahr eines Blackouts. Denn durch die erneuerbaren Energien hat sich die Art der Stromversorgung verändert. Das deutsche Stromnetz arbeitet mit einer Frequenz von 50 Hertz. Die Spannung muss möglichst nahe an diesem Wert liegen, damit das Netz stabil bleibt. Früher wurde ein größerer Teil des deutschen Stroms von Atom- und Kohlekraftwerken produziert. Diese werden als grundlastfähig bezeichnet, weil sie unabhängig von äußeren Einflüssen quasi ganzjährig laufen können. Gleichzeitig sind konventionelle Kraftwerke jedoch nicht besonders flexibel. Ihre Leistung hoch- oder herunterzuregeln kann Stunden dauern. Vorrang bei der Einspeisung haben die erneuerbaren Energien, deren Anteil seit Jahren steigt. Die Erneuerbaren sind jedoch von der Witterung abhängig und ihre Energie ist noch nicht ausreichend speicherbar. Wenn es plötzlich bewölkt ist und der Wind ausbleibt, müssen deshalb weiterhin die konventionellen Kraftwerke einspringen, um eine Unterspannung und damit einen möglichen Stromausfall zu verhindern.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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