Straße gegen Schiene und Schiff:Fracht per Bahn schneller. Aber teurer

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Eine Fallstudie: 20 Tonnen Obst sollen von Hamburg nach Stuttgart - per Bahn, Schiff und Lkw. Ergebnis: Durch die neue Lkw-Maut werden Transporte mit dem Lastwagen zwar kostspieliger, sie kosten aber noch weniger als bei der Bahn. Dafür rollen sie auf der Schiene schneller ans Ziel.

Von Patrick Bernau

Die Maut ändert die Marktlage nicht. Zumindest in diesem Beispiel: 20 Tonnen Obst sind von Hamburg nach Stuttgart zu transportieren. Das könnte die Bestellung eines Händlers am Stuttgarter Großmarkt sein.

Rund 80 Euro beträgt die Maut auf dieser Strecke: Um die 700 Euro kostet ein Lkw-Transport jetzt noch, ab November werden es 780 sein. Bei 20 Tonnen macht das einen Unterschied von 0,4 Cent pro Kilogramm.

Mit dem Lastwagen kommt das Obst innerhalb von 24 Stunden von Hamburg nach Stuttgart. Darin stimmen mehrere Speditionen überein. Dass das so lange dauert, liegt an den vorgeschriebenen Pausen:

Ein Lkw-Fahrer darf normalerweise nicht länger als neun Stunden am Tag auf der Straße sein. In dieser Zeit schafft er die 670 Kilometer nur, wenn ihn keine Baustellen oder Staus aufhalten. Von den neun Stunden geht aber noch die Zeit ab, die der Fahrer braucht, um von seinem letzten Ziel zum Obstlager in Hamburg zu kommen.

Der Fahrer ist also länger als neun Stunden unterwegs. Deshalb muss er unterwegs elf Stunden Pause machen.

Die Bahn braucht nur etwa 19 Stunden. Doch sie fährt nur einmal am Tag. Um die Mittagszeit werde die Ware abgeholt, sagt Thomas Altmann, der Sprecher der Güter-Tochter der Deutschen Bahn, DB Cargo. Der Güterzug fahre über Nacht nach Stuttgart, am nächsten Morgen sei das Obst um sieben oder acht Uhr beim Empfänger.

Doch Karl-Heinz Kümmel, Leiter der Spedition Offergeld, meint: "Wenn ich erst um acht Uhr auf dem Großmarkt ankomme, kann das zu spät sein." Er verweist darauf, dass seine Lastwagen jederzeit starten könnten - Güterzüge könne man dagegen verpassen.

Bahn: Planung ist wichtig

Gute Planung ist also wichtig bei der Bahn. Wer seine Äpfel zum ersten Mal auf die Schiene schickt, sollte sich nach Altmanns Worten zwei Wochen vorher mit der DB Cargo in Verbindung setzen. Wenn die Transporte dann grundsätzlich organisiert seien, könnten Kunden die weiteren Fahrten jeweils einen Tag vorher bestellen - wie bei Lastwagen und Schiff.

20 Tonnen sind aber eigentlich zu wenig für die Bahn. In einen Güterwaggon passen nämlich 29 Tonnen, und die gibt es nur komplett zu mieten. Zum Bahn-Preis von rund 900 Euro könne der Händler also noch mehr Obst verschicken, betont DB-Cargo-Sprecher Thomas Altmann. Dann lädt der Grossist zum Beispiel zu Bananen und Orangen noch Äpfel und Kiwis.

Weil aber nicht jede Lagerhalle Gleise vor der Türe hat, holt die DB Cargo die Fracht mit dem Lastwagen ab und liefert sie am Ziel wieder aus. Wer diesen Service nicht braucht, zahlt weniger.

Binnenschiff: 20 Tonnen sind zu wenig

Auf diese Weise ließe sich das Obst auch per Binnenschiff transportieren - wenn denn welche fahren würden. Für 20 Tonnen setzt sich nämlich kein Schiff in Bewegung. "Am liebsten vermarkten Binnenschiffer komplette Ladungen mit 3.000 bis 5.000 Tonnen", sagt der stellvertretende Geschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Binnenschiffahrt, Erwin Spitzer.

Die Bananen kommen also nur als Zuladung mit ins Boot - aber zwischen Hamburg und Stuttgart fahren nach Spitzers Angaben zu wenige Schiffe; Zuladungen seien schwer zu finden. Von Rotterdam aus käme das Obst besser nach Stuttgart.

Diese Strecke bietet Schiffer Dirk Götz für 230 Euro an, am vierten Tag wäre das Obst am Ziel. Weil die Ladung auch noch zum Hafen und wieder weg kommen muss, schätzt Götz die Gesamtkosten auf 400 bis 500 Euro. Das wäre das billigste Angebot im Vergleich - aber eben nur, wenn das Obst in Rotterdam läge.

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