Schon im kurzen Prozess wurde deutlich, was Klaus Zumwinkel am meisten geärgert hatte: Dass man auf ihn eine mediale Hatz veranstaltet habe. Dass es bei seiner Festnahme zugegangen sei wie bei einer Bambi-Verleihung, lässt er seine Verteidiger im Schlussplädoyer sagen. Die Staatsanwaltschaft Bochum weist ebenfalls selbstkritisch darauf hin, der Angeklagte sei "an den Pranger gestellt" worden.
Doch Zumwinkel selbst ist zu schlau, sich diesen Ärger im Gerichtssaal anmerken zu lassen. Er streift sich mustergültig das Büßerhemd über, spricht den Satz: "Es war der größte Fehler meines Lebens." Und achtet peinlich genau darauf, dass er von den Kameras nur schamvoll lächelnd abgelichtet wird. Hier ist ein Medienprofi am Werk, der mustergültig den reuigen Steuersünder gibt. Bis zum Urteilsspruch.
Kaum wieder auf freiem Fuß, fängt er an, nachzukarten. So gibt er noch am Tag seiner Verurteilung der FAZ ein kurzes Interview. Auf die Frage, ob man an ihm ein Exempel statuiert habe, antwortet er: "So sehen das viele. Als Prominenter wird man anders behandelt als Menschen, die nicht so im Licht der Öffentlichkeit stehen. Damit muss ich leben können. Es fällt aber natürlich auch auf, dass ein anderer Angeklagter, der einen sehr viel größeren Steuerschaden verursacht hat, genauso bestraft worden ist wie ich."
In einem Interview mit dem Bonner Generalanzeiger wird Zumwinkel noch um einiges deutlicher: Die Behörden hätte bei den Ermittlungen gegen ihn "gegen mehrere Gesetze verstoßen", sein Vertrauen in den Rechtsstaat habe gelitten und daraus sei dann eine "mediale Hinrichtung" geworden.
"Kriminelle Energie"
Auch hier nutzt Zumwinkel die Medienaufmerksamkeit souverän. Es geht ihm um den Eindruck, er sei nur deshalb härter bestraft worden als nötig, weil er so prominent ist. Und er stilisiert sich als Opfer der gefräßigen Medienmaschinerie.
Angesichts des Stafmaßes ist dieser Eindruck nach Ansicht von Experten verfehlt - Zumwinkel bekam zwei Jahre auf Bewährung und dies, weil er sein Hinterziehungssystem jahrelang mit "krimineller Energie" verschleiert hat. Der langjährige Steuersünder sollte deshalb sehr vorsichtig sein mit Fingerzeigen auf andere.
Besonders unverfroren ist aber der Hinweis auf die eigene Prominenz. Als Lenker und Aufsichtsrat ehemaliger Staatsunternehmen hat Zumwinkel die Medien professionell genutzt, um seinen beruflichen Erfolg und damit sein Einkommen zu steigern und zu sichern. Darauf weist er im Interview mit der FAZ auch nochmals explizit hin: "Ich weiß, was ich beruflich geleistet habe", lässt er sich dort zitieren. Der Steuersünder Zumwinkel hat somit kein Recht, sich über große öffentlicher Aufmerksamkeit zu beklagen, in seinem Zusammenhang das Wort "Hinrichtung" in den Mund zu nehmen und das Strafmaß anzuzweifeln. Dazu hat er zu lange zu gut von seiner Prominenz gelebt.