Stada:Warten auf die Auszählung

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Im Kampf um Stada kommt es auf die letzten Stimmen an. Die Finanzinvestoren Bain und Cinven bieten 66 Euro je Aktie. Noch ist die Annahmeschwelle nicht überschritten.

Von Elisabeth Dostert, München

Die Übernahme des hessischen Pharmaunternehmens Stada durch die Finanzinvestoren Bain und Cinven bleibt spannend bis zur letzten Minute. In der Nacht zum Freitag endete die Angebotsfrist. Donnerstagmittag lag die Annahmequote bei 45,3 Prozent. Das würde nicht reichen, obwohl Bain Capital und Cinven vor gut zwei Wochen die Mindestquote bereits von 75 auf 67,5 Prozent gesenkt hatten. Es ist durchaus üblich, dass Investoren erst in den letzten Stunden vor Ablauf der Frist ihre Papiere andienen. Die Auszählung dauert dann einige Tage, sodass mit dem finalen Ergebnis erst Montagabend, vielleicht sogar erst am Dienstag zu rechnen ist. Weder Stada noch die Finanzinvestoren wollten sich am Freitag zum Stand der Dinge äußern.

Der Aktienkurs von Stada zeugt eher von Gelassenheit. Er gab zum Wochenschluss leicht nach auf gut 63 Euro. Sollte das Übernahmeangebot scheitern, ist mit einem Kurseinbruch zu rechnen.

Bain Capital und Cinven bieten über das Vehikel Nidda Healthcare 66 Euro je Aktie einschließlich der für 2016 geplanten Dividende von 0,72 Euro. Das entspricht einer Bewertung des Konzerns von 5,3 Milliarden Euro. Stada gilt seit Monaten als Übernahmekandidat. Es gab einige Interessenten, darunter die Beteiligungsgesellschaft Advent. In Gerüchten hieß es, Advent und der chinesische Konzern Shanghai Pharmaceuticals erwögen ein gemeinsames Angebot von etwa 70 Euro je Aktie. Offiziell wurde das nie.

Stada ist der letzte große unabhängige deutsche Hersteller von Generika. Neben solchen Nachahmerprodukten von Arzneien, für die kein Patentschutz mehr besteht, bietet die Firma mit gut zwei Milliarden Euro Umsatz im vergangenen Jahr auch Markenprodukte wie das Erkältungsmittel Grippostad, das Schmerzmittel Ibudolor oder Ladival-Sonnenschutz.

Vorstand und Aufsichtsrat hatten die Annahme des Angebots empfohlen. Seit Frühjahr 2016 steht der Konzern unter Druck, damals stieg der Investor Active Ownership Capital (AOC) mit wenigen Prozenten ein. Das Unternehmen sei an der Börse unterbewertet, kritisierte der Aggressor und machte dafür die Manager verantwortlich. Im Sommer 2016 löste Matthias Wiedenfels Vorstandschef Hartmut Retzlaff ab, der Stada Jahrzehnte lang selbstherrlich geführt hatte. Nicht voll durchsetzen konnte sich AOC im Aufsichtsrat. Carl Ferdinand Oetker stieg nach der Hauptversammlung Ende August sogar zum Vorsitzenden des Gremiums auf. AOC hatte auch den Spross aus der Pudding-Dynastie loswerden wollen.

Ganz gleich, ob das Angebot am Ende erfolgreich sein wird oder nicht. Einer dürfte seinen Schnitt gemacht haben: AOC. Der Investor hat seine Aktien vor wenigen Tagen verkauft. Seit dem Einstieg 2016 hat sich der Aktienkurs von Stada verdoppelt.

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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