Sponsorenverbindung:Rote Karte für die Fifa

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Die Fifa ist ,,bestürzt'' - aus gutem Grund: New Yorker Richter erklärten eine Sponsorenverbindung über 200 Millionen Dollar mit der Kreditkartenfirma Visa für die WM 2010 und 2014 für ungültig.

Thomas Kistner

Die Fifa habe das Erstverhandlungsrecht des bisherigen Werbepartners Mastercard missachtet - und wiederholt Geschäftspartner belogen.

Wusste nichts von der Option Mastercards: die Kreditkartenfirma Visa. (Foto: Foto: dpa)

Mastercard, einer der Topsponsoren seit 1990, hatte zuletzt für die WM in Deutschland rund 50 Millionen Dollar an die Fifa gezahlt. Im März unterschrieb das Unternehmen ein neues Vertragsangebot. Tage später aber fielen die Manager aus allen Wolken, als der Weltverband verkündete, er werde von 2007 an mit Visa kooperieren.

Das ist Mastercards Hauptrivale, der auch die Olympischen Spiele als Exklusivsponsor bewirbt. Mastercard klagte auf Vertragsbruch und pochte auf sein Erstverhandlungsrecht. Darin sicherte die Fifa zu, nicht mit Dritten zu sprechen.

Statt 15 nur noch sechs Premium-Partner

Die Fifa behauptete, die Option sei abgelaufen, als Mastercard unterschrieb. Indes ist es so, dass sie ihr Topsponsoren-Programm für 2010 umstellte: Statt 15 werden künftig nur noch sechs Premium-Partner in erster Reihe werben, für dann allerdings 100 Millionen Dollar pro Firma.

Mastercard war erst ein Angebot zu weit höheren Konditionen vorgelegt worden. 100 Millionen aber wollte die Firma akzeptieren.

Der dreiste Coup der Fußballbosse war im Mediengetöse vor der WM in Deutschland untergegangen. Nun bezichtigt das US-Gericht den Zirkel um Fifa-Boss Sepp Blatter der Lüge und legt - auch anhand eines 18.000 Nachrichten umfassenden Mailverkehrs - ein erschreckend unseriöses Geschäftsgebaren offen.

Demnach informierten die Fifa-Marketingleute Mastercard nicht über die Verhandlungen mit Visa, und Visa wusste nichts von der Option Mastercards. So wurde der Preis in die Höhe getrieben.

Vertragsbruch

Der autokratische Verbandschef Blatter, der ungern an einer TV-Kamera vorbeigeht, ohne von Ethik und Fairplay zu sprechen, war persönlich nach New York zitiert worden. Im Urteil heißt es, die vier vorgeladenen Fifa-Vertreter hätten den Vertragsbruch zugegeben, ihn aber als ,,normales Geschäftsgebaren'' bezeichnet.

Per Mail erörterten die Fußballmarketender gar, ,,wie wir es ausschauen lassen können, als hätten wir wenigstens einen Funken Geschäftsethik''. In Fifa-Kreisen wird nun diskutiert, dass die peinliche Affäre den Chef der Administration in Bedrängnis bringen könnte, Generalsekretär Urs Linsi.

© SZ vom 09.12.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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