Spitzelaffäre:Telekom soll Vorstände und "Bild" bespitzelt haben

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Die Konzernsicherheit der Telekom hat angeblich nicht nur Aufsichtsräte und Journalisten, sondern auch eigene Vorstände bespitzelt - unter anderem Finanzchef Karl-Gerhard Eick.

In der Bespitzelungsaffäre bei der Deutschen Telekom könnten auch eigene Vorstände wie Finanzchef Karl-Gerhard Eick ins Visier der konzerninternen Fahnder geraten sein.

Wer wurde verdächtigt? Der Vorstandsmitglieder der Telekom bei der Hauptversammlung 2006 in der Köln Arena: Karl-Gerhard Eick (links), Kai-Uwe Ricke, Klaus Zumwinkel, Rene Obermann. (Foto: Foto: Getty Images)

Laut der Aussage einer involvierten Person - offenbar eines Mitarbeiters der Konzernsicherheit - in internen Untersuchungsberichten, sollen Reise- und Kalenderdaten von Eick und anderen Vorstandskollegen heimlich ausgewertet worden, um mögliche Informationslecks zu finden. Ein Telekom-Sprecher erklärte am Samstag in Reaktion auf einen Bericht des Spiegel: "Es gibt entsprechende Behauptungen eines Beschuldigten."

Die Unterlagen dazu seien "wie sämtliches Material im Mai 2008 an die Staatsanwaltschaft gegangen". Der Wahrheitsgehalt auch dieser im Rahmen einer internen Untersuchung festgehaltenen Behauptungen müsse nun durch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft geklärt werden, sagte der Sprecher: "Die Deutsche Telekom kann die Aussagen im aktuellen Spiegel weder bestätigen noch dementieren."

"Selbst Aufenthaltsorte ausgespäht"

Die Staatsanwaltschaft Bonn untersucht die Schnüffelaffäre seit dem Frühjahr 2008. Nach Angaben der Ermittler hat das Unternehmen auf der Suche nach undichten Stellen in den Jahren 2005 und 2006 die Telefonverbindungsdaten von Aufsichtsräten der Telekom, Angehörigen des Betriebsrats, Journalisten, aber auch von Dritten wie Verdi-Chef Frank Bsirske ausgespäht, die mit dem Konzern nicht unmittelbar zu tun haben.

Nun soll es laut dem Bericht neben den illegalen Aktionen der Konzernsicherheitsabteilung KS 3 um deren in Untersuchungshaft sitzenden Leiter Klaus T. ein weiteres, von der damaligen Telekom-Spitze um Kai-Uwe Ricke legitimiertes Bespitzelungsprogramm gegeben haben: "Dabei wurden auch Ex-Manager und amtierende Vorstände umfänglich überprüft. Selbst Aufenthaltsorte wurden ausgespäht."

Die gesamte damals aktuelle Firmenspitze habe quasi unter ständiger Beobachtung der Konzernsicherheit gestanden, schrieb das Magazin weiter. Neben Ex-Telekom-Chef Ron Sommer und seinem Pressesprecher Jürgen Kindervater hätten viele auch amtierende Spitzenmanager als Verdächtige gegolten, unter ihnen Personalchef Heinz Klinkhammer, Festnetzchef Walter Raizner und Finanzvorstand Eick, der Ende des Monats an die Spitze von Arcandor wechselt.

Das Magazin schreibt weiter, die Ermittler seien auf einen Vermerk gestoßen, aus dem hervorgehe, dass auch eine Quelle aus der Bild-Zeitung dortige Interna an die Telekom weitergegeben haben solle. Ob es dafür einen realen Hintergrund gibt oder ob sich ein Sicherheitsmitarbeiter nur wichtig machen wollte, ist nach Angaben der Telekom bislang unklar.

© sueddeutsche.de/AP/dpa/jkr/plin - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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