Spitzel-Skandal:Verlag erstattet Anzeige in Telekom-Affäre

Lesezeit: 1 min

Zwei Mitarbeiter von Gruner + Jahr sollen von der Telekom bespitzelt worden sein - nun hat der Verlag Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Klaus Ott

In der Spitzelaffäre bei der Deutschen Telekom hat der in Hamburg ansässige Großverlag Gruner+Jahr bei der Bonner Staatsanwaltschaft am Mittwoch eine Strafanzeige gegen Unbekannt eingereicht. Der Verlag verweist darauf, dass Journalisten der Zeitschrift Capital und der Tageszeitung Financial Times Deutschland illegal ausspioniert worden sein sollen, um herauszufinden, aus welchen Quellen die beiden Wirtschaftblätter Informationen über die Telekom bekommen hätten.

Spitzel-Skandal
:Das Who's Who der Telekom-Affäre

Die Spitzel-Affäre bei der Telekom trifft jetzt auch das Top-Management: Die Staatsanwaltschaft Bonn hat die Konzernzentrale der Telekom durchsucht, inzwischen laufen laut SZ-Informationen Ermittlungen gegen den ehemaligen Chefkontrolleur Klaus Zumwinkel und Ex-Konzernchef Kai-Uwe Ricke. Die Beteiligten des Telekom-Skandals in Bildern.

Das Fernmeldegeheimnis sei ebenso verletzt worden wie Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse in den betreffenden Redaktionen von Gruner+Jahr. Der Verlag, der zum Medienkonzern Bertelsmann gehört, gibt die beiden Wirtschaftsblätter heraus.

In der Strafanzeige erhebt Gruner+Jahr auch den Vorwurf des Hausfriedensbruchs. Das bezieht sich darauf, dass auf Veranlassung von Mitarbeitern der Telekom ein "Maulwurf" in die Redaktion von Capital eingeschleust worden sein soll. Außerdem sollen Mitarbeiter einer Detektei heimlich Filmaufnahmen bei der Financial Times Deutschland vorgenommen oder dies zumindest versucht haben. Gruner+Jahr hat sich nach Angaben der für Wirtschaftsmedien zuständigen Verlagsgeschäftsführerin Ingrid Haas nach Beginn der Spitzelaffäre schriftlich an die Telekom gewandt und um Auskunft über diese Vorgänge gebeten. "Wir haben aber keine Antwort erhalten."

Acht Beschuldigte

Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt bereits gegen acht Beschuldigte, darunter den früheren Vorstandsvorsitzenden der Telekom, Kai-Uwe Ricke, und den vormaligen Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel.

Sie stehen in Verdacht, Aufträge für die Spitzeleien erteilt zu haben. Die beiden früheren Top-Manager weisen das zurück. Nach bisherigen Erkenntnissen hat die Telekom die gesetzlich geschützten Verbindungsdaten von Telefongesprächen von Journalisten an eine Detektei in Berlin weitergereicht.

Die Detektei sollte feststellen, ob mit Aufsichtsräten der Telekom telefoniert worden sei. Außerdem soll der frühere Chefreporter der Financial Times Deutschland längere Zeit observiert worden sein.

© SZ vom 12.6.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: