Spekulation: VW und Ratiopharm:Verzockt - Pharmapatron Merckle

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Der jüngste Höhenflug der VW-Aktie bringt offenbar Milliardär Adolf Merckle unter Druck. Sogar seine Firma Ratiopharm könnte zur Disposition stehen.

Er ist einer der reichsten Männer Deutschlands - und hat sich offenbar so kräftig verzockt, dass er nun womöglich sein Unternehmen Ratiopharm verkaufen muss. Adolf Merckle, 74, ist vom Pharma-Patron zum Fehlspekulanten geworden.

Selfmade-Milliardär Adolf Merckle: Gefährdete mit waghalsigen Börsenspekulationen möglicherweise sein Lebenswerk. (Foto: Foto: dpa)

In Presseberichten wird der Flop des Selfmade-Milliardärs breit analysiert. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, der Senior habe mit Wetten auf fallende VW-Kurse falsch gelegen. Innerhalb der vergangenen Wochen sollen sich Verluste in Milliardenhöhe aufgetürmt haben.

Merckle wollte also so schlau sein wie die Hedgefonds - und machte eine Bauchlandung. Nun braucht seine VEW Vermögensverwaltung Geld, viel Geld. Mit Banken laufen Gespräche über Kredite.

Angesprochen auf die Kreditverhandlungen sagte Merckles Sohn Ludwig dem Handelsblatt: "Wir versuchen, das alles in die richtige Bahn zu bekommen." Der FAZ sagte er: "Wir stehen mit den Banken in Verhandlungen zur Stabilisierung der Situation. Diese Verhandlungen sind weit fortgeschritten."

Merckle könnte ein Opfer der unerwarteten Hausse bei Volkswagen-Titeln in den vergangenen Wochen geworden sein. Ende Oktober notierte die Aktie zeitweise bei mehr als 1000 Euro. Der Autobauer avancierte damit zeitweise zum teuersten Unternehmen der Welt.

Plötzlicher Bedarf

Die gigantische Spekulationsblase war nach allgemeiner Einschätzung durch die Ankündigung des VW-Aktionärs Porsche entstanden, bereits mehr als 42,6 Prozent der VW-Anteile zu verfügen und Optionen auf weitere 31,5 Prozent zu halten, somit in Besitz von 74,1 Prozent an VW zu sein. Da auch das Land Niedersachsen mindestens 20 Prozent an VW hält, befanden sich damit nur etwas mehr als fünf Prozent der Papiere im Streubesitz.

Das Angebot an VW-Aktien verknappte sich damit zu einem prekären Zeitpunkt, da wohl etliche Hedgefonds mit Leerverkäufen auf sinkende VW-Kurse gewettet hatten - und sich nun plötzlich mit VW-Aktien eindecken mussten, um ihren Verpflichtungen gerecht zu werden. Der Kurs des VW-Papiers schoss daraufhin steil in die Höhe.

Nachdem Porsche Aktienverkäufe angekündigt hatte, entspannte sich die Lage etwas. Zuletzt lag der Wert der Volkswagen-Aktie bei knapp 400 Euro, womit der Titel aber immer noch rund doppelt so teuer ist wie im September.

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