Sparkassenversicherer:Provinzial-Fusion, die fünfte

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Die beiden Versicherer mit dem selben Namen sollen zusammengelegt werden - wenn es denn diesmal klappt zum 1. Januar 2019. Diskussionen gibt es noch über die Bewertung der beiden Seiten.

Von Herbert Fromme, Münster

Die Eigner der beiden Provinzial-Versicherungsgruppen in Münster und Düsseldorf wollen die Unternehmen zum 1. Januar 2019 fusionieren. Das Datum nennt Liane Buchholz, Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe und Verfechterin der Fusion.

Beide Konzerne gehören mehrheitlich den Sparkassen der Regionen sowie den Landschaftsverbänden. In ihnen bündeln Gemeinden in Nordrhein-Westfalen den Straßenbau oder den Betrieb von psychiatrischen Kliniken.

Dass in dem Bundesland zwei Sparkassenversicherer mit dem Namen Provinzial ihren Hauptsitz haben, ist in den Augen vieler Beteiligter schon seit Langem ein Anachronismus.

Doch zahlreiche Verhandlungsrunden über Fusionen scheiterten in den vergangenen Jahrzehnten - meistens daran, dass sich die Eigner nicht einig waren oder dass sich die jeweilige Landesregierung querstellte. Auch die Gewerkschaft Verdi ist strikt gegen einen Zusammenschluss. Dabei arbeiten beide Unternehmen im Marketing und in vielen Detailfragen bereits eng zusammen.

Die Gewerkschafter befürchten einen Stellenverlust. Doch auch sie waren aufgeschreckt, als 2012 die Allianz ernsthaftes Interesse an der Übernahme der Provinzial Nordwest in Münster hatte und darüber mit dem Buchholz-Vorgänger Rolf Gerlach verhandelte.

Dieses Mal soll der Zusammenschluss gelingen - auch deshalb, damit nicht erneut ein externer Versicherer nach einer der beiden Gesellschaften greifen kann. Die Landesregierung hat bereits Zustimmung signalisiert, die Vorstände der Gesellschaften sind ohnehin einig. Bleiben noch die Eigner: Kernpunkt der Diskussion zwischen ihnen ist aktuell die Bewertung der beiden zu fusionierenden Gruppen. Über den Sitz hat man sich geeinigt, es würde wohl eine Mischform werden mit Teilen in Münster und Düsseldorf. Auch über die Rechtsform herrscht Klarheit. Die Frage ist wichtig: Die Rheinische Provinzial in Düsseldorf ist immer noch eine Anstalt öffentlichen Rechts, bei der Sparkassen und Landschaftsverband streng genommen keine Besitzer sind, sondern Gewährträger. Dagegen ist die Provinzial Nordwest in Münster eine Aktiengesellschaft und gehört Sparkassen und Verband. Die neue Gruppe würde wohl auch als AG arbeiten.

Wenn sich die beiden Seiten über die Bewertung einig werden und nicht noch ein großes Problem wie eine drohende milliardenschwere Steuerlast auftaucht, könnte die Fusion 2019 Realität werden.

Vor allem die Sparkassen machen Druck, größere Einheiten bei den Versicherern zu schaffen. Aktuell gibt es immer noch elf Gruppen, die zum Sparkassenlager gehören und jeweils in ihrer Region arbeiten. Zwar sind sie mit 21 Milliarden Euro größer als alle anderen deutschen Versicherer außer der Allianz - aber das ist eine theoretische Größe, denn sie bringen ihre Stärke nicht gemeinsam auf die Straße. Darüber gibt es Unmut. "Eigentlich brauchen wir einen einzigen Versicherer der Sparkassen in Deutschland, so wie ihn die Genossenschaftsbanken mit der R+V auch haben", sagt Präsidentin Buchholz. Zum aktuellen Stand der Verhandlungen wollte sie nichts sagen, das sei so vereinbart.

Die niedrigen Zinsen, die auf den Lebensversicherern lasten, und die Digitalisierung sorgen dafür, dass auch langjährige Skeptiker inzwischen von einer Fusion überzeugt sind. "Wir erleben eine hohe Veränderungsgeschwindigkeit bei den Sparkassen und bei den Versicherern", sagt Buchholz. Eine Fusion hätte eine Reihe erheblicher Vorteile. Dazu gehören Synergien beim Kapitalaufwand, gerade unter dem neuen Regelwerk Solvency II, und in der Verwaltung. "Wir haben alle eine digitale Agenda, und die ist sehr teuer", sagte Buchholz. "Wir brauchen vernünftige Produkte, und damit die sich rechnen, brauchen wir Masse."

© SZ vom 08.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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