Soziale Unruhen in Deutschland:DGB-Chef prophezeit Randale

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Proteste wie in Frankreich? DGB-Chef Sommer hält soziale Unruhen hierzulande für denkbar, falls Konzerne schon bald im großen Stil Mitarbeiter entlassen.

Kurzarbeit, Stellenabbau, düstere Konjunkturprognosen: Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, hat die Unternehmen erneut ermahnt, Entlassungen um jeden Preis zu verhindern. Sollte es angesichts der Wirtschaftskrise zu Massenentlassungen kommen, sei das eine "Kampfansage an die Belegschaften und die Gewerkschaften", sagte Sommer der in Oldenburg erscheinenden Nordwest-Zeitung. Sommer drohte: "Dann kann ich soziale Unruhen auch in Deutschland nicht mehr ausschließen."

DGB-Chef Michael Sommer hält soziale Unruhen in Deutschland für vorstellbar. (Foto: Foto: AP)

Proteste wütender Arbeitnehmer gibt es derzeit vor allem in Frankreich. Schon mehrfach kam es zu Geiselnahmen von Chefs, dem sogenannten Bossnapping. Vergangenen Donnerstag beispielsweise waren fünf Manager der Firma FM Logistic zehn Stunden in der Gewalt von Mitarbeiter.

Außerdem gehen die von Arbeitslosigkeit bedrohten Franzosen auf die Barrikaden und randalieren. Erst am Dienstag warfen aufgebrachte Continental-Arbeiter im nordfranzösischen Clairoix die Scheiben einer Halle ein und zerstörten die Einrichtung. Vergangenen Freitag blockierten 300 Toyota-Mitarbeiter ihre Fabrik in Onnaing im Norden des Landes - alle Zufahrten wurden von Streikposten versperrt.

Weitere Milliarden für die Konjunktur

Im Kampf gegen die Krise pocht der DGB-Chef auf weitere milliardenschwere Konjunkturprogramme. Geschätzte Investitonssumme nach Meinung des DGB: 100 Milliarden Euro. Hinzu kämen dann noch Mittel für die Rettung von Firmen, etwa des Autobauers Opel, sagte Sommer im ZDF.

Nötig seien unter anderem eine Ausweitung des Kurzarbeitergelds, Konjunkturanreize wie die Abwrackprämie, aber auch Konsumanreize für kleine und mittlere Einkommen. Hinzu kommen müssten strukturelle Maßnahmen etwa zur Modernisierung des Bildungssystems.

Die Lage habe sich dramatisch verschärft, sagte Sommer weiter. Die Bundesregierung geht von einem Rückgang des Wirtschaftswachstums von fünf Prozent aus.

"Wir müssen nachbessern", sagte Sommer. Zwar zeigten die ersten Konjunkturpakete Wirkung, sie reichten aber nicht aus.

Der DGB erhalte Alarmmeldungen aus etlichen Branchen. "Auf uns rollt die große Welle der Krise erst zu und wir müssen jetzt energischer gegensteuern", sagte er.

Sommer nimmt am Mittwoch neben Experten und Wirtschaftslenkern am Konjunkturgipfel bei Bundeskanzlerin Angela Merkel teil. Für den Nachmittag ist eine Stellungnahme des Gipfel-Teams angekündigt.

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