SoMa-Viertel:Verlängerung des Valley

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Früher haben sich viele nachts in diese Gegend nicht getraut, sie galt mal als "No-go-Area". Heute ist das Viertel hipp.

Von Ulrich Schäfer

Früher haben sich viele nachts in diese Gegend nicht getraut, sie galt mal als "No-Go-Area": als ein Viertel, in das man nicht geht. South of Market - so nennen die Menschen in San Francisco dieses Viertel. Oder abgekürzt: SoMa. Diese Abkürzung erinnert ein wenig an eine berühmte Gegend in New York, an SoHo, einer Abkürzung für South of Houston Street.

Auch im Fall von SoMa ist der Name abgeleitet von einem Straßennamen - und zwar von jener langen Straße namens Market Street, die die Halbinsel von San Francisco in ihrem nordöstlichen Teil diagonal durchzieht. Die Market Street bildete bis in die 90er Jahre hinein eine natürliche Grenze: zwischen dem schönen, herausgeputzten Teil von San Francisco, der nördlich der Straße liegt - und der Gegend südlich, wo viele Häuser heruntergekommen und die Obdachlosen zahlreich waren. Dann zogen zunächst die Künstler nach SoMa, auch die Lebenskünstler, ein Konferenzzentrum wurde errichte und das San Francisco Museum oft Modern Art. Später folgten viele Menschen mit Geld und mit ihnen ausgefallene Restaurants.

Heute ist dieses Viertel, in dem auch zahlreiche Internet-Unternehmen zu Hause sind, darunter Airbnb, ähnlich hipp, wie es in Berlin mal der Prenzlauer Berg war und Friedrichshain heute noch immer ist. Immer mehr Menschen, immer mehr Hotels, immer mehr Hightechfirmen drängen in diese Gegend, deren Häuser nach dem großen Beben des Jahres 1906 fast völlig zerstört waren. Was früher Brachland war, vielleicht ein Parkplatz, oder eine Ruine beherbergte, wird deshalb nun bebaut. Überall drehen sich die Kräne, überall wachsen neue, gewaltige Hochhäuser in den Himmel: manche mit schicken Appartements, andere mit edlen Büros - alle aber in jedem Fall mit sehr hohen Mieten.

"Diese Gegend wird immer teurer. Sie verändert sich dramatisch", sagt Torsten Kolind, ein Däne, der sich hier, im Backsteinkeller einer ehemaligen Fleischverpackungsfabrik, mit seinem Start-up Younoodle niedergelassen hat. Er betreibt eine riesige Datenbank, in der sich die Adressen von Zehntausenden von anderen Start-ups finden. Kolind weiß daher genau, wo in der kalifornischen Tech-Branche sich etwas bewegt. Hier, in SoMa, tut sich besonders viel: Das Viertel hat sich zur nördlichen Verlängerung des Silicon Valley entwickelt. SoMa ist in den Augen vieler Gründer sehr viel reizvoller als die gesichtslosen Städte weiter südlich, als Mountain View oder Menlo Park, als Paolo Alto oder Los Gatos. Klar, hier ist man mitten im prallen Leben, Restaurants und Cafés gibt es in Hülle und Fülle, Geschäfte, Kultur.

Verteilt auf wenige Straßenblocks fände man hier Hunderte von Start-ups, erzählt Kolind beim Mittagessen im Szene-Restaurant Marlowe. Man entdeckt auch einige der ganz großen Namen darunter, vor allem Firmen, die erst in den letzten Jahren groß geworden sind: Zynga oder Uber, Dropbox oder Pinterest. Wer hier arbeitet, der muss nicht einen der umstrittenen private Busse nehmen, mit denen Google und Co. ihre Mitarbeiter jeden Tag ins Valley kutschieren, der spart sich die langen Fahrten, Stau oft inklusive - sondern kann mit dem Rad ins Büro kommen. Oder ist in nur zehn oder 15 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln da.

© SZ vom 15.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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